Îòåëü / Hotel Õåéëè Àðòóð

Der Beamte schttelte den Kopf. »Der Einbruch wurde erst Stunden spter entdeckt. Es gibt aber eine Spur. Ein Nachbar sah einen Wagen. Konnte sich an nichts erinnern, auer da das Nummernschild grn und wei war. Fnf Staaten benutzen Schilder mit den beiden Farben - Michigan, Idaho, Nebraska, Vermont, Washington - und Saskatchewan in Kanada.«

»Inwiefern hilft uns das weiter?«

»In den nchsten Tagen werden unsere Leute nach Wagen aus den fraglichen Staaten Ausschau halten. Sie werden sie anhalten und durchsuchen. Vielleicht haben sie Glck. Wir haben schon fter einen Fang gemacht, obwohl wir viel weniger Anhaltspunkte hatten.

Peter nickte nur mig interessiert. Der Diebstahl hatte sich vor zwei Tagen ereignet und nicht wiederholt. Im Moment schien vieles andere wichtiger zu sein.

Gleich darauf langte der Aufzug bei ihnen an.

Das schwarzglnzende Gesicht von Booker T. Graham strahlte vor Freude beim Anblick McDermotts, des einzigen leitenden Angestellten, der sich jemals die Mhe machte, den Verbrennungsraum, tief unten in den »Eingeweiden« des Hotels, aufzusuchen. Die seltenen Stippvisiten wurden von Booker T. Graham wie knigliche Ereignisse im Gedchtnis bewahrt.

Captain Yolles verzog die Nase ber den durchdringenden, von der Hitze noch verstrkten Mllgeruch. Der Widerschein von Flammen huschte ber rauchgeschwrzte Wnde. Mit lauter Stimme, um das Tosen des Ofens zu bertnen, rief Peter: »berlassen Sie es lieber mir. Ich werde ihm erklren, was wir von ihm wollen.«

Yolles nickte. Wie andere, die vor ihm hier gewesen waren, mute er beim Anblick dieses ruigen, glhendheien, belriechenden Raumes an die Hlle denken, und er fragte sich, wie ein menschliches Wesen in dieser Umgebung berhaupt existieren konnte.

Er beobachtete, wie Peter McDermott mit dem riesigen Neger sprach, der die Abflle sortierte, bevor sie verbrannt wurden. McDermott hatte einen Bogen von dem Briefpapier der Prsidentensuite mitgebracht und hielt ihn hoch. Der Neger nickte und nahm das Blatt, machte aber ein zweifelndes Gesicht. Er wies auf die Dutzende berquellender Mlltonnen, die dicht an dicht um ihn herumstanden. Yolles hatte drauen auf dem Gang noch mehr Tonnen auf Handwagen stehen sehen und begriff, warum McDermott die Mglichkeit, ein einzelnes Stck Papier zwischen den Abfllen aufzustbern, zunchst von der Hand gewiesen hatte. Nun schttelte der Neger, als Antwort auf eine Frage, den Kopf. McDermott kam zu den Kriminalbeamten zurck.

»Alles, was Sie hier sehen«, erklrte er, »ist der Mll von gestern. Gut ein Drittel wurde bereits verbrannt, und ob das, was wir suchen, dabei war, lt sich natrlich nicht mehr feststellen. Den Rest geht Graham durch, um Dinge, die wir retten wollen, wie Tafelsilber und Flaschen, auszusondern. Er hat versprochen, dabei die Augen offenzuhalten nach einem Stck Papier, wie ich es ihm gezeigt habe; aber Sie sehen ja selbst, da es eine gewaltige Arbeit ist. Bevor die Abflle hier landen, werden sie gepret, und da viel von dem Zeug na ist, wird auch alles andere feucht. Ich habe Graham gefragt, ob er Hilfe braucht, aber er sagt, die Chance wrde noch geringer, wenn jemand herkommt, der an seine Arbeitsweise nicht gewhnt ist.«

»Ich wrd' so oder so nicht darauf wetten, da er was findet«, meinte Bennett.

»Nein«, sagte Yolles, »aber mehr knnen wir vermutlich nicht tun. Was haben Sie mit ihm vereinbart fr den Fall, da er Erfolg hat?«

»Er ruft sofort oben an. Ich werde Anweisung geben, da man mich benachrichtigt, ganz gleich, wie spt es ist. Und dann rufe ich Sie an.«

Yolles nickte. Als die drei Mnner gingen, whlte Booker T. Graham in einem Berg von Abfllen auf einem groen Blech.

21

Fr Keycase Milne folgte eine Enttuschung nach der anderen.

Seit dem frhen Abend hatte er die Prsidentensuite berwacht. Kurz vor der Dinnerzeit hatte er sich, in der festen Erwartung, da der Herzog und die Herzogin von Croydon wie fast alle Gste das Hotel verlassen wrden, in der neunten Etage nahe der Personaltreppe postiert. Von dort aus konnte er den Eingang zur Suite gut sehen und sich selber lstigen Blicken entziehen, indem er rasch durch die Tr zur Treppe auswich. Er tat dies mehrmals, sobald Fahrsthle hielten und Bewohner anderer Zimmer kamen und gingen, jedoch nicht, bevor er sie nicht in Augenschein genommen hatte. Auch hatte er sich ganz richtig ausgerechnet, da um diese Tageszeit nur wenige Angestellte in den oberen Stockwerken beschftigt sein wrden. Falls sich etwas Unvorhergesehenes ereignete, konnte er sich leicht in die achte Etage und notfalls in sein Zimmer zurckziehen.

Soweit hatte sein Plan funktioniert. Der Haken bei der Sache war, da der Herzog und die Herzogin von Croydon ihre Suite den ganzen Abend ber nicht verlassen hatten.

Einmal war er, von dem Gedanken angetrieben, er habe den Weggang der Croydons mglicherweise verpat, schneidig durch den Korridor marschiert und hatte an der Tr gelauscht. Aus dem Inneren drangen Stimmen, darunter auch die einer Frau.

Spter hatte das Eintreffen von Besuchern seine Enttuschung erhht. Sie kamen allein oder zu zweit, und schlielich lie man die Tr der Suite offen. Es kamen Kellner mit Tabletts voller Hors d'reuvres, und Geplauder und Klirren von Eiswrfeln und Glsern war bis auf den Korridor zu vernehmen.

Noch spter verwirrte ihn die Ankunft eines breitschultrigen jngeren Mannes, den Keycase fr einen Hotelangestellten hielt. DasGesicht des Hotelmannes war grimmig entschlossen, desgleichen die Mienen der zwei Mnner in seiner Begleitung. Keycase nahm sich vor seinem Verschwinden Zeit, die beiden anderen genau zu betrachten, und hielt sie zunchst fr Polizeibeamte. Dann beruhigte er sich mit der berlegung, da sein Verdacht absurd und nur ein Produkt seiner allzu lebhaften Phantasie war.

Die drei letzten Ankmmlinge gingen als erste, eine halbe Stunde danach folgten ihnen die brigen Gste. Trotz des regen Betriebs am spten Abend war Keycase berzeugt, da niemand ihn gesehen hatte, auer vielleicht irgendein anderer Hotelbewohner.

Nach dem Weggang des letzten Besuchers kehrte in der neunten Etage Ruhe ein. Es war nun kurz vor elf Uhr, und offenbar war fr heute jede gnstige Gelegenheit vorber. Keycase beschlo, noch zehn Minuten zu warten und dann zu gehen.

Seine vorher so optimistische Stimmung war in Trbsinn umgeschlagen.

Er war nicht sicher, ob er es wagen konnte, noch weitere vierundzwanzig Stunden im Hotel zu bleiben. Er hatte schon die Mglichkeit erwogen, in der Nacht oder bei Tagesanbruch in die Suite einzudringen, war aber davon abgekommen. Das Risiko war zu gro. Falls jemand erwachte, gab es fr seine Anwesenheit in der Prsidentensuite keine plausible Ausrede. Seit gestern wute er auch, da er den Sekretr und die Zofe der Herzogin in seine Plne einbeziehen mute. Die Zofe hatte ein eigenes Zimmer irgendwo im Hotel und war heute abend nicht aufgetaucht. Aber der Sekretr schlief in der Suite und war fr Keycase ein weiteres Hindernis. Auerdem strten ihn die Hunde, die Keycase neulich mit der Herzogin in der Halle gesehen hatte.

Keycase stand vor der Alternative, ob er noch einen Tag zugeben oder den Versuch, an den Schmuck der Herzogin heranzukommen, abblasen sollte.

Als er eben seinen Beobachtungsposten verlassen wollte, kamen die Bedlington-Terrier aus der Tr und hinter ihnen der Herzog und die Herzogin von Croydon.

Rasch verdrckte sich Keycase auf die Personaltreppe. Sein Herz klopfte schneller. Endlich kam die Gelegenheit, auf die er so lange gewartet hatte.

Aber sie war nicht ohne Tcken. Offenbar wrden der Herzog und die Herzogin nicht lange wegbleiben. Und irgendwo in der Suite befand sich der Sekretr. Wo? In seinem Zimmer hinter verschlossener Tr? Schon im Bett? Er sah aus wie einer von diesen Fadians, die zeitig schlafen gehen.

Wie gro auch die Gefahr war, Keycase mute sie auf sich nehmen. Er wute, da seine Nerven noch einen Tag des Wartens nicht aushalten wrden.

Er hrte, wie sich die Lifttren ffneten und schlossen. Vorsichtig kehrte er in den Korridor zurck. Er war still und menschenleer. Er schlich sich zur Prsidentensuite.

Der Nachschlssel drehte sich so leicht im Schlo wie am Nachmittag. Keycase schob den einen Trflgel einen Spalt breit auf, lie das Schlo behutsam zurckschnappen und zog den Schlssel heraus. Weder Schlo noch Tr verursachten das geringste Gerusch.

Direkt vor ihm lag eine Diele, dahinter ein grerer Raum. Rechts und links waren zwei weitere geschlossene Tren. Durch die zu seiner Rechten hrte er so etwas wie ein Radio. Niemand war zu sehen. Die Lampen in der Suite brannten.

Keycase schlpfte hinein. Er zog sich Handschuhe ber und verriegelte die uere Tr.

Er bewegte sich behutsam, verschwendete aber keine Zeit.

Die Teppiche in Diele und Salon dmpften seine Futritte. Er ging quer durch den Salon auf eine halboffene Tr zu. Wie erwartet, fhrte sie in zwei gerumige Schlafzimmer, jedes mit Bad und Ankleideraum. Wie berall sonst brannten auch hier Lampen. Es war leicht zu erkennen, welches das Zimmer der Herzogin war.

Zum Mobiliar gehrten eine Kommode, zwei Toilettentische und ein riesiger Wandschrank. Keycase begann sie systematisch zu durchsuchen. Einen Schmuckkasten entdeckte er weder in der Kommode noch im ersten Toilettentisch. Es gab eine Anzahl von Gegenstnden - goldene Abendtaschen, Zigarettenetuis, teure Puderdosen -, die Keycase unter anderen Umstnden nur zu gern eingesteckt htte. Aber die Zeit drngte, und er war diesmal einzig und allein auf groe Beute aus.

Dann zog er die oberste Schublade des zweiten Toilettentisches auf. Sie enthielt nichts Lohnendes. Die nchste ebensowenig. In der dritten lagen obenauf einige Negliges. Darunter kam eine lange rechteckige Lederschatulle zum Vorschein. Sie war verschlossen.

Er lie sie an ihrem Platz und versuchte mit Messer und Schraubenzieher das Schlo aufzubrechen. Der Kasten war erstklassige Handwerksarbeit und widerstand allen seinen Bemhungen. Mehrere Minuten verstrichen. Keycase, der die Sekunden zhlte, begann zu schwitzen.

Endlich gab das Schlo nach, der Deckel klappte auf. Im Inneren funkelten zwei Reihen von Schmuckstcken - Ringe, Broschen, Ketten, Clips, Tiaren; aus Gold und Platin, mit Edelsteinen besetzt. Bei diesem Anblick zog Keycase die Luft ein. So war also ein Teil der berhmten Schmuckkollektion doch nicht im Hoteltresor hinterlegt worden. Wieder einmal hatte sich eine Ahnung, ein Omen, als zutreffend erwiesen. Mit beiden Hnden griff Keycase gierig nach seiner Beute. Im gleichen Augenblick wurde ein Schlssel ins Schlo der ueren Tr gesteckt.

Er reagierte im Bruchteil von Sekunden. Er klappte den Deckel der Schmuckschatulle zu und schlo die Schublade. Beim Hereinkommen hatte er die Schlafzimmertr nur angelehnt; nun raste er hinber und sphte durch den Spalt in den Salon. Ein Zimmermdchen erschien in seinem Blickfeld. Sie hatte Handtcher berm Arm und steuerte aufs Schlafzimmer der Herzogin zu. Das Mdchen war ltlich und hatte einen watschelnden Gang. Ihr Schneckentempo bot ihm eine winzige Chance.

Mit einem Satz strzte sich Keycase auf die Nachttischlampe. Er zerrte am Kabel, und das Licht erlosch. Nun brauchte er etwas, das er in der Hand tragen konnte und das ihm ein geschftsmiges Aussehen verlieh. Irgend etwas! An der Wand lehnte eine Aktenmappe. Er ergriff sie und stolzierte auf die Tr zu.

Als Keycase die Tr weit aufri, fuhr das Mdchen erschrocken zurck. »Oh!« Sie griff mit der Hand ans Herz.

Keycase runzelte die Stirn. »Wo waren Sie? Sie htten schon lngst hier sein m ssen.«

Der Schock und die Anschuldigung brachten sie aus der Fassung. Das hatte er beabsichtigt.

»Tut mir leid, Sir. Ich sah, da Gste da waren und...«

»Schon gut«, sagte Keycase schroff. »Tun Sie, was Sie zu tun haben, und schauen Sie, da die eine Lampe repariert wird.« Er zeigte aufs Schlafzimmer. »Die Herzogin braucht sie heute nacht.«

»Gewi, Sir, ich kmmere mich darum.«

»Na schn.« Keycase nickte khl und ging hinaus.

Auf dem Korridor versuchte er, nicht nachzudenken. Das gelang ihm auch, bis er in seinem eigenen Zimmer, der Nummer 830 war. Dort warf er sich, verstrt und verzweifelt, aufs Bett und vergrub sein Gesicht in den Kissen.

Erst nach einer Stunde raffte er sich dazu auf, das Schlo der Aktenmappe, die er mitgenommen hatte, aufzubrechen. Pckchen um Pckchen amerikanischer Banknoten quollen ihm entgegen. Es waren nur gebrauchte Scheine, Zehn- und Zwanzig- Dollar-Noten.

Mit zitternden Hnden zhlte er fnfzehntausend Dollar.

22

Peter McDermott geleitete die beiden Kriminalbeamten vom Verbrennungsofen im Souterrain zum Ausgang in die St. Charles Avenue.

»Vorlufig mchte ich alles, was heute nacht geschehen ist, mglichst geheimhalten«, sagte Captain Yolles mahnend. »Es wird genug Fragen geben, wenn wir Ihren Ogilvie anklagen. Hat keinen Sinn, die Presse mobil zu machen, bevor es unbedingt notwendig ist.«

»Falls das Hotel die Wahl htte, wrden wir gern auf diese Art Publicity verzichten«, versicherte Peter.

Yolles brummte. »Geben Sie sich keinen falschen Hoffnungen hin.«

Peter kehrte in den Hauptspeisesaal zurck und war nicht berrascht, als er Christine und Mr. Wells nicht mehr antraf.

In der Halle fing ihn der Nachtmanager ab. »Mr. McDermott, hier ist ein Brief fr Sie. Von Miss Fancis.«

Die Nachricht befand sich in einem verschlossenen Umschlag und lautete schlicht und einfach:

»Ich bin heimgegangen. Komm nach, wenn du kannst.

- Christine.«

Er beschlo hinzugehen. Christine brannte vermutlich darauf, die Ereignisse des Tages und die erstaunliche Enthllung von Albert Wells mit ihm zu besprechen.

Im Hotel gab es fr ihn ohnehin nichts mehr zu tun. Oder doch? Pltzlich fiel Peter das Versprechen ein, das er Marsha Preyscott vor seinem so unzeremoniellen Abschied auf dem Friedhof gegeben hatte. Er hatte gesagt, er wolle sie spter anrufen, hatte aber bis jetzt nicht daran gedacht. Ihm kam es wie Tage vor, und Marsha erschien ihm irgendwie sehr fern. Aber er mute wohl anrufen, auch wenn es schon spt war.

Wieder begab er sich ins Bro des Kreditmanagers im Erdgescho und whlte die Nummer der Preyscotts. Marsha meldete sich beim ersten Rufzeichen.

»Oh, Peter, ich sitze hier neben dem Telefon«, sagte sie. »Ich hab' gewartet und gewartet und dann zweimal angerufen und meinen Namen hinterlassen.«

Der Stapel unbeantworteter Mitteilungen auf seinem Broschreibtisch fiel ihm schwer auf die Seele.

»Es tut mir aufrichtig leid, und ich kann es nicht mal erklren, wenigstens jetzt noch nicht. Blo, da eine Unmenge Dinge passiert sind.«

»Erzhlen Sie's mir morgen.«

»Marsha, ich frchte, ich habe morgen einen anstrengenden Tag... «

»Beim Frhstck«, sagte Marsha. »Wenn das morgen ein anstrengender Tag wird, brauchen Sie ein New-Orleans-Frhstck. Es ist berhmt. Kennen Sie's schon?«

»Ich frhstcke im allgemeinen nicht.«

»Schn, dann machen Sie morgen eben eine Ausnahme. Annas Frhstcke sind was ganz Besonderes. Bestimmt viel besser als die in Ihrem alten Hotel. Wetten?«

Es war unmglich, Marshas bezauberndem Enthusiasmus zu widerstehen. Und schlielich hatte er sie am Nachmittag im Stich gelassen.

»Dann mssen wir's aber ziemlich frh ansetzen.«

»So frh wie Sie wollen.«

Sie einigten sich auf halb acht.

Einige Minuten spter war er in einem Taxi auf dem Wege zu Christines Appartement in Gentilly.

Er klingelte unten. Christine erwartete ihn an der geffneten Wohnungstr.

»Kein Wort bis nach dem zweiten Drink«, sagte sie. »Ich hab's noch immer nicht richtig verkraftet.«

»Das solltest du aber. Du hast ja noch nicht mal die Hlfte gehrt.«

Sie hatte Daiquiri-Cocktails gemixt und im Khlschrank kalt gestellt. Auerdem hatte sie eine gehufte Platte Huhn- und Schinken-Sandwiches vorbereitet. Der Duft frisch aufgegossenen Kaffees durchzog die Wohnung.

Peter fiel pltzlich ein, da er trotz seines Aufenthalts in den Hotelkchen und trotz seines Gesprches ber das morgige Frhstck seit dem Lunch nichts gegessen hatte.

»Das hab' ich mir gedacht«, sagte Christine, als er es ihr erzhlte. »Fang an.«

Gehorsam griff er zu und beobachtete dabei, wie geschickt sie in der winzigen Kche herumhantierte. Er fhlte sich bei ihr zu Hause und geschtzt vor allem, was drauen geschehen mochte. Christine empfand so viel fr ihn, da sie sich seinetwegen all die Mhe gemacht hatte. Und was noch wichtiger war, sie verstanden einander, auch wenn sie, wie jetzt, schwiegen.

Er schob das Daiquiri-Glas weg und trank einen Schluck Kaffee. »Okay«, sagte er, wo fangen wir an?«

Sie redeten ununterbrochen fast zwei Stunden lang, und ihre Vertrautheit wuchs. Am Ende kamen sie nur zu dem einen sicheren Ergebnis, da sie morgen einen interessanten Tag vor sich hatten.

»Ich kann nicht schlafen«, sagte Christine. »Ganz bestimmt nicht. Ich wei schon jetzt, da ich kein Auge zutun werde.«

»Ich auch nicht«, sagte Peter. »Aber aus einem anderen Grunde, als du meinst.«

Er hatte keine Zweifel; nur den berzeugten Wunsch, da dieser Augenblick niemals enden mge. Er nahm sie in die Arme und kte sie.

Spter erschien es ihnen als die natrlichste Sache von der Welt, miteinander zu schlafen.

FREITAG

1

Es leuchtete Peter McDermott ein, da der Herzog und die Herzogin von Croydon den fest zu einem Ball zusammengeschnrten Hausdetektiv Ogilvie an den Rand des Hoteldachs rollten, whrend von weit unten ein Meer von Gesichtern nach oben starrte. Aber er fand es seltsam und irgendwie schockierend, da nur einige Meter entfernt Curtis O'Keefe und Warren Trent mit blutbefleckten Duellsbeln wilde Hiebe wechselten. Warum, fragte Peter sich verwundert, griff Captain Yolles, der an der Tr zur Bodentreppe stand, nicht ein? Dann wurde ihm klar, da der Polizeibeamte ein riesiges Vogelnest beobachtete, in dem eben ein einziges Ei aufplatzte. Aus ihm krabbelte ein berdimensionaler Sperling mit dem frhlichen Gesicht von Albert Wells. Aber nun konzentrierte sich Peters Aufmerksamkeit wieder auf den Rand des Daches, wo eine verzweifelt kmpfende Christine sich irgendwie mit Ogilvie verheddert hatte und Marsha Preyscott den Croydons dabei half, die doppelte Last immer nher an den entsetzlichen Abgrund heranzuzerren. Die Menge auf der Strae glotzte weiter, und Captain Yolles lehnte ghnend am Trpfosten.

Wenn er Christine retten wollte, mute Peter selbst eingreifen. Aber als er vorwrts zu strzen versuchte, schleppten seine Fe so schwer hinter ihm her, als steckten sie in Leim, und whrend sein Krper nach vorn strebte, weigerten sich die Beine, ihm zu folgen. Er versuchte zu schreien, brachte aber keinen Ton heraus. Seine und Christines Augen begegneten einander in stummer Verzweiflung.

Pltzlich hielten die Croydons, Marsha, O'Keefe und Warren Trent inne und horchten. Auch der Sperling Albert Wells spitzte die Ohren. Desgleichen Ogilvie, Yolles und Christine. Sie lauschten - worauf?

Dann hrte es Peter auch: Eine Kakophonie, als luteten smtliche Telefone auf Erden gleichzeitig. Das Schrillen kam nher, schwoll an, bis es schien, als wolle es alle unter sich begraben. Peter hielt die Ohren zu und schlo gepeinigt die Augen. Dann machte er sie auf.

Er war in seinem Appartement. Auf seinem Wecker war es halb sieben Uhr morgens.

Er blieb noch einige Minuten liegen, um die letzten Reste des wirren Traums aus seinem Kopf zu vertreiben. Dann tappte er ins Bad unter die Dusche und zwang sich am Schlu, wenigstens eine Minute unter dem kalten Wasserstrahl zu bleiben. Danach fhlte er sich erfrischt und ganz wach. Er zog einen Bademantel ber, stellte in der Kchennische Kaffee auf, ging zum Telefon und whlte die Nummer des Hotels.

Der Nachtmanager versicherte ihm, da keine Nachricht aus dem Verbrennungsraum vorliege. Nein, sagte er mit einem Anflug von Mdigkeit in der Stimme, er habe sich nicht persnlich darum gekmmert, aber wenn Mr. McDermott es wnsche, wrde er sofort hinuntergehen und ihm das Ergebnis mitteilen. Man merkte ihm eine leichte Gereiztheit an ber den so ungewhnlichen Auftrag am Ende einer langen, anstrengenden Nachtschicht. Der Verbrennungsofen befand sich irgendwo unten im Souterrain, nicht wahr?

Peter war beim Rasieren, als der Nachtmanager zurckrief und berichtete, da er mit dem Angestellten, der den Verbrennungsofen bediente, gesprochen habe. Es tue Graham leid, aber das Papier, auf das Mr. McDermott so groen Wert lege, sei nicht aufgetaucht. Der Manager fgte von sich aus hinzu, da Grahams Schicht - ebenso wie seine eigene -beinahe zu Ende sei.

Spter, sagte sich Peter, werde er Captain Yolles informieren. Seiner Meinung nach galt auch heute noch, was er bereits gestern nacht gedacht hatte, da das Hotel seine Schuldigkeit der ffentlichkeit gegenber erfllt habe und da alles Weitere

Sache der Polizei sei.

Beim Kaffeetrinken und Anziehen beschftigte sich Peter mit den beiden Problemen, die ihm am meisten am Herzen lagen. Das eine war Christine; das andere seine eigene Zukunft - falls er eine hatte - im St.-Gregory-Hotel.

In der letzten Nacht hatte er erkannt, da er sich mehr als alles andere wnschte, Christine mchte sei Leben mit ihm teilen. Die berzeugung war allmhlich in ihm gewachsen und stand nun unverrckbar fest. Vermutlich htte man sagen knnen, da er sie liebte, aber er htete sich, seine tieferen Gefhle, sogar sich selbst gegenber, genau zu definieren. Schon einmal hatte sich etwas, das er fr Liebe gehalten hatte, in Asche verwandelt. Vielleicht war es besser, bescheiden mit Hoffnung zu beginnen und sich vorsichtig auf ein unbekanntes Ziel hinzutasten.

Es klang unromantisch, aber er fhlte sich bei Christine behaglich. In gewisser Hinsicht hatte der Gedanke etwas sehr Trstliches, denn er bestrkte ihn in seiner berzeugung, da das Band zwischen ihnen nicht schwcher, sondern mit der Zeit immer enger wrde. Er glaubte, da Christine ihm gegenber hnlich empfand.

Sein Instinkt sagte ihm, da das, was vor ihm lag, ausgekostet und nicht gierig hinuntergeschlungen werden sollte.

Was das Hotel betraf, so war sogar jetzt noch schwer zu begreifen, da Albert Wells, den sie fr einen freundlichen, unbedeutenden kleinen Mann gehalten hatten, ein Krsus und der knftige Besitzer des St. Gregory war.

Oberflchlich betrachtet, erschien es mglich, da sich Peters Position durch den unerwarteten Wechsel verstrkte. Er hatte sich mit dem kleinen Mann angefreundet, und er hatte den Eindruck, da der kleine Mann ihn auch gern mochte. Aber Sympathie und eine geschftliche Entscheidung waren zwei verschiedene Dinge. Die nettesten Leute konnten realistisch und rcksichtslos sein, wenn sie wollten. Auerdem wrde Albert Wells das Hotel wohl kaum selbst leiten, und sein Vertreter, wer immer das sein mochte, hatte vielleicht ber das Vorleben des Personals seine eigene Meinung.

Wie zuvor beschlo Peter, die Dinge an sich herankommen zu lassen und sich erst spter den Kopf zu zerbrechen.

Von den Kirchtrmen in New Orleans schlug es halb acht, als Peter McDermott im Taxi vor der Preyscott-Villa in der Prytania Street anlangte.

Hinter anmutig hochstrebenden Sulen schimmerte das groe weie Haus in der Morgensonne. Die Luft war frisch und khl und von der Nacht her noch etwas dunstig. Die Magnolien dufteten betubend; auf dem Gras lag Tau.

Auf der Strae und im Haus war es still, aber von der St. Charles Avenue schallte der ferne Lrm der erwachenden Stadt herber.

Peter ging ber den gewundenen Backsteinpfad auf das Haus zu, stieg die Terrassenstufen hinauf und klopfte an die Tr.

Ben, der Diener, der am Mittwochabend das Dinner serviert hatte, ffnete und begrte Peter herzlich. »Guten Morgen, Sir. Kommen Sie bitte herein.« In der Halle fgte er hinzu: »Miss Marsha bat mich, Sie in die Galerie zu fhren. Sie ist in ein paar Minuten bei Ihnen.«

Sie gingen - Ben voran, Peter hinterher - die breite geschwungene Treppe hinauf und den breiten Korridor mit den in Fresko bemalten Wnden entlang, denselben Weg, den Peter Mittwoch nacht im Halbdunkel mit Marsha gegangen war. Er fragte sich verwundert: War es wirklich erst so kurze Zeit her?

Die Galerie sah auch im Tageslicht ordentlich und einladend aus. Tiefe gepolsterte Sessel und blhende Pflanzen standen herum. Ganz vorn, mit Blick auf den Garten, stand ein Tisch mit zwei Gedecken.

»Sind Sie alle nur meinetwegen so zeitig aufgestanden?« fragte Peter.

»Nein, Sir«, sagte Ben. »Wir sind hier Frhaufsteher. Mr. Preyscott mag das lange Herumliegen am Morgen nicht, wenn er zu Hause ist. Er sagt immer, der Tag ist so kurz, da man keine Minute unntz vertrdeln sollte.«

»Sehen Sie! Ich sagte Ihnen doch, da mein Vater Ihnen sehr hnlich ist.«

Beim Klang von Marshas Stimme wandte Peter sich um. Sie war ihnen leise gefolgt. Auf Peter machte sie einen Eindruck wie von Tau und Rosen und Sonnenschein.«

»Guten Morgen!« Marsha lchelte. »Ben, bitte gib Mr. McDermott einen Absinth Suissesse.« Sie nahm Peters Arm.

»Aber nur einen kleinen, Ben«, sagte Peter. »Ich wei, Absinth Suissesse gehrt zu einem New-Orleans-Frhstck, aber ich habe einen neuen Bo. Ich mchte ihm nchtern gegenbertreten.«

Der Diener grinste. »Yessir!«

Als sie am Tisch saen, fragte Marsha: »War das der Grund, warum Sie...?«

»Warum ich so pltzlich von der Bildflche verschwand? Nein. Das hatte einen anderen Grund.«

Ihre Augen weiteten sich, als er ihr, ohne den Namen der Croydons zu erwhnen, so viel von den Ermittlungen in der Unfallsache erzhlte, als er durfte.

Er lie sich auch durch Fragen nicht mehr entlocken, sondern sagte nur: »Sie werden die Neuigkeit bestimmt noch heute in der Zeitung lesen.«

Bei sich selbst dachte er, da Ogilvie inzwischen vermutlich in New Orleans angelangt war und verhrt wurde. Falls er in Haft blieb, mute er unter Anklage gestellt werden, und sein Erscheinen vor Gericht wrde die Presse alarmieren. Ein Hinweis auf den Jaguar war dabei unvermeidlich, und der wiederum wrde die Croydons ins Spiel bringen.

Peter kostete den flaumigen Absinth Suissesse, an dessen Zutaten er sich aus seinen Barmixertagen her erinnerte - Eiwei, Sahne, Anis-Sirup, Absinth und ein Spritzer Anisette. Er hatte ihn selten besser gemixt getrunken. Marsha ihm gegenber nippte an einem Glas Orangensaft.

Konnten der Herzog und die Herzogin von Croydon trotz Ogilvies Aussagen ihre unschuldige Pose auch weiterhin aufrechterhalten? Auch das war eine Frage, dachte Peter, die vielleicht heute noch entschieden werden wrde.

Das Schreiben der Herzogin war allerdings verschwunden, sofern es berhaupt jemals existiert hatte. Er hatte nichts mehr darber gehrt, und Booker T. Graham war inzwischen lngst heimgegangen.

Ben stellte vor Peter und Marsha einen mit Frchten garnierten kreolischen Weichkse Evangeline.

Peter machte sich vergngt darber her.

»Vorhin wollten Sie irgendwas sagen. ber das Hotel.«

»Ach ja.« Zwischen Happen Kse und Obst erzhlte er Marsha von Albert Wells. »Der Besitzerwechsel wird heute offiziell verkndet. Ich wurde angerufen, kurz bevor ich mich hierher aufmachte.«

Der Anruf kam von Warren Trent. Er hatte Peter mitgeteilt, da Mr. Dempster aus Montreal, der Generalbevollmchtigte des neuen Eigentmers, sich auf dem Weg nach New Orleans befand. Mr. Dempster war bereits in New York, wo er in eine Maschine der Eastern Airlines umsteigen wrde. Eine Suite sollte fr ihn reserviert werden. Die Besprechung zwischen der alten und der neuen Hotelleitung war vorlufig auf halb zwlf angesetzt. Peter sollte sich zur Verfgung halten fr den Fall, da er gebraucht wrde.

Warren Trents Stimme hatte erstaunlich heiter geklungen. Wute W. T. schon, da der neue Eigentmer des St. Gregory im Hotel wohnte? Peter hatte sich gesagt, da seine Loyalitt bis zur offiziellen Verlautbarung dem alten Besitzer gehre und deshalb seine Unterhaltung mit Christine und Albert Wells in kurzen Zgen wiedergegeben. »Ja«, hatte Warren Trent gesagt, »ich wei. Emile Dumaire von der Industrie- und Handelsbank -er fhrt die Verhandlungen fr Wells - hat mich spt gestern nacht noch angerufen. Anscheinend bestand bisher der Wunsch nach Geheimhaltung.«

Peter wute auch, da Curtis O'Keefe und seine Gefhrtin, Miss Lash, diesen Morgen noch abreisen wrden. Offenbar gingen sie getrennte Wege, da das Hotel fr Miss Lash eine Flugkarte nach Los Angeles besorgt hatte, whrend Curtis O'Keefe via New York und Rom nach Neapel fliegen wollte.

»Sie sind mit Ihren Gedanken ganz woanders«, sagte Marsha. »Warum erzhlen Sie mir nicht, was Sie so beschftigt? Mein Vater wollte beim Frhstck immer ber alles mgliche reden, aber meine Mutter interessierte sich nicht dafr. Ich schon.«

Peter lchelte. Er sprach ber den Tag, der vor ihm lag, und wie er sich seinen Verlauf vorstellte.

Whrend sie plauderten, wurde ihnen eine dampfende aromatische Eierspeise serviert. Zwei pochierte Eier auf Artischockenbden, appetitlich gekrnt mit Spinatkrem und hollndischer Soe. Peter bekam dazu einen Rose.

»Jetzt verstehe ich, was Sie meinten, als Sie von einem anstrengenden Tag sprachen«, sagte Marsha

»Und ich verstehe jetzt, was Sie mit einem traditionellen Frhstck meinten.« Peter ersphte Anna, die Hausdame, im Hintergrund und rief: »Fabelhaft!« Sie lchelte.

Spter, beim Anblick von Lendensteaks mit Pilzen, heiem Pariserbrot und Marmelade, schnappte er nach Luft. »Ich bin nicht sicher, ob...«

»Danach gibt es noch Crepes Suzette und Cafe au lait«, erklrte Marsha. »Als es hier noch groe Plantagen gab, pflegten sich die Leute ber das kontinentale Petit Dejeuner lustig zu machen. Fr sie war das Frhstck eine feierliche Angelegenheit.«

»Das ist es auch fr mich«, sagte Peter. »Nicht blo das Frstck, sondern auch alles andere. Da ich Sie kennengelernt habe; der Geschichtsunterricht; unser Zusammensein hier. Ich werde es nicht vergessen - niemals.«

Marsha sah ihn verwundert an. »Das klingt ja, als wollten Sie mir Lebewohl sagen.«

»Ja, Marsha.« Er erwiderte ernst ihren Blick und lchelte dann. »Gleich nach den Crepes Suzette.«

Nach kurzem Schweigen sagte sie: »Ich dachte...«

Er streckte seine Hand aus und legte sie auf Marshas. »Vielleicht haben wir beide mit offenen Augen getrumt. Ich glaube, so war es. Aber es war der schnste Traum, den ich jemals hatte.«

»Und warum knnen wir nicht weitertrumen?«

»Manche Dinge lassen sich nicht erklren«, antwortete er sanft. »Wie gern man jemanden auch haben mag, es bleibt immer die Frage, ob das, was man tut, richtig ist. Man mu sich ein Urteil bilden und danach... «

»Zhlt meine Meinung denn gar nicht?«

»Marsha, ich mu mich auf mein Urteil verlassen. Fr uns beide.« Aber er fragte sich: Konnte er sich darauf verlassen? Es hatte sich frher als wenig zuverlssig erwiesen. Vielleicht machte er in diesem Augenblick einen Fehler, dessen er sich Jahre spter mit Bedauern erinnern wrde. Wie konnte man irgendeiner Sache sicher sein, wenn man die Wahrheit so oft zu spt erkannte?

Er merkte, da Marsha den Trnen nahe war.

»Entschuldigen Sie mich«, sagte sie leise. Sie stand auf und entfernte sich rasch aus der Galerie.

Peter wnschte, er htte nicht gar so offen gesprochen und ein bichen mehr von der Zrtlichkeit gezeigt, die er fr das einsame Mdchen empfand. Nach einigen Minuten, als Marsha nicht zurckkehrte, tauchte Anna auf. »Sieht so aus, als mten Sie Ihr Frhstck allein beenden, Sir. Ich glaube nicht, da Miss Marsha zurckkommt.«

»Wie geht es ihr?«

»Sie weint in ihrem Zimmer.« Anna zuckte mit den Schultern. »Das macht sie immer, wenn sie nicht bekommt, was sie will.« Sie nahm die Teller weg. »Ben serviert Ihnen den Rest.«

Er schttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich mu gehen.«

»Dann bringe ich Ihnen wenigstens noch den Kaffee.« Im Hintergrund hatte Ben geschftig herumhantiert, aber es war Anna, die den Cafe au lait nahm und vor Peter hinstellte.

»Machen Sie sich keine zu groen Sorgen, Sir. Sobald sie bers Schlimmste weg ist, kmmere ich mich um sie. Miss Marsha hat vielleicht zu viel Zeit, an sich selbst zu denken. Wenn ihr Daddy mehr hier wre, wr's wahrscheinlich anders. Aber er ist fast nie zu Hause.«

»Sie sind sehr verstndnisvoll.«

Peter fiel ein, was Marsha ihm ber Anna erzhlt hatte: wie man sie als junges Mdchen gezwungen hatte, einen Mann zu heiraten, den sie kaum kannte; da sie jedoch mehr als vierzig Jahre lang eine sehr glckliche Ehe gefhrt hatte. »Ich habe von Ihrem Gatten gehrt«, sagte er. »Er mu ein feiner Mann gewesen sein.«

»Mein Mann!« Die Haushlterin lachte gackernd. »Ich hab' nie einen Mann gehabt, war nie verheiratet. Ich bin - mehr oder weniger - eine alte Jungfer.«

Marsha hatte gesagt: Anna und ihr Mann lebten hier bei uns.

Er war der netteste, seste Mann, den man sich denken kann. Und wenn es jemals ein glckliches Ehepaar gab, dann waren es die beiden. Sie hatte das schne Portrait als Rechtfertigung fr ihren Heiratsantrag benutzt.

Anna kicherte noch immer vor sich hin. »Herrje! Miss Marsha hat Sie mit all ihren Geschichten an der Nase herumgefhrt. Sie erfindet immer wieder neue. Die meiste Zeit spielt sie Theater, deshalb brauchen Sie sich ihretwegen auch keine Sorgen zu machen.«

»Ich verstehe«, sagte Peter, obwohl er sich dessen gar nicht so sicher war. Aber er fhlte sich erleichtert.

Ben begleitete ihn hinaus. Es war nach neun Uhr, und der Tag wurde hei. Peter schritt rasch auf die St. Charles Avenue zu und von da stadteinwrts zum Hotel. Er hoffte, mit dem Fumarsch die Schlfrigkeit, die sich nach dem Schlemmermahl mglicherweise einstellen wrde, zu berwinden. Er bedauerte aufrichtig, da er Marsha nicht wiedersehen wrde, und war ihretwegen bekmmert aus einem Grund, den er nicht ganz zu durchschauen vermochte. Er fragte sich, ob er die Frauen jemals begreifen wrde, und bezweifelte es.

2

Fahrstuhl Nummer vier bockte wieder einmal. Cy Lewin, der ihn tagsber bediente, hatte die Nummer vier und ihre Launen grndlich satt. Vor einer Woche hatte sie mit ihren Mucken angefangen, und es wurde immer schlimmer.

Am letzten Sonntag hatte der Fahrstuhl mehrmals auf die Steuerung nicht reagiert, obwohl die Tren fest geschlossen waren. Der Mann von der Nachtschicht hatte Cy erzhlt, da Montag nacht dasselbe passiert war, als sich Mr. McDermott, der stellvertretende Direktor, in der Kabine befand.

Am Mittwoch hatte es wieder rger gegeben, und die Nummer vier war fr mehrere Stunden stillgelegt worden. Fehlfunktion der Kupplung, hatten die Ingenieure gesagt, aber die Reparatur hatte nicht verhindert, da Nummer vier am folgenden Tag dreimal in der fnfzehnten Etage hngenblieb.

Heute ruckte die Nummer vier in jedem Stockwerk beim Halten und Starten.

Es war nicht Cys Sache, der Fehlerquelle auf den Grund zu gehen. Sie interessierte ihn auch nicht sonderlich, obwohl er gehrt hatte, wie Doc Vickery, der Chefingenieur, etwas ber »Flickwerk und alten Kram« vor sich hin brummte und klagte, er brauchte einhunderttausend Dollar fr neue Einbauten. Also, wer wrde nicht gern so viel Geld haben? Cy Lewin bestimmt, und deshalb kratzte er auch das ganze Jahr hindurch die paar Cents frs Toto zusammen, obgleich bisher nichts dabei herausgeschaut hatte.

Aber als St.-Gregory-Veteran hatte er Anspruch auf bevorzugte Behandlung, und darum wrde er morgen um Versetzung zu einem anderen Fahrstuhl bitten. Warum nicht? Er arbeitete seit siebenundzwanzig Jahren im Hotel und hatte schon den Lift bedient, bevor einige von den jungen Wichtigtuern geboren waren. Sollte sich ab heute jemand anders mit der Nummer vier und ihren Mucken herumrgern.

Es war kurz vor zehn, und das Hotel belebte sich. Cy Lewin holte eine Ladung in der Halle ab - zumeist Delegierte mit Namen am Rockaufschlag - und fuhr, mit Unterbrechungen in mehreren Stockwerken, bis zur fnfzehnten und letzten Etage hinauf. Auf dem Weg nach unten war die Kabine bereits im neunten Stock ganz voll, und den Rest der Strecke bis zur Halle fuhr er durch, ohne anzuhalten. Dabei fiel ihm auf, da das krampfartige Rucken aufgehrt hatte. Na, dachte er, der rger hatte sich also von allein eingerenkt.

Das war ein groer Irrtum.

Hoch ber Cy Lewin auf dem Hoteldach befand sich der Maschinenraum fr die Fahrsthle. Dort, im mechanischen Herz der Nummer vier, hatte ein kleines Relais die Grenze seiner Leistungsfhigkeit erreicht. Die unbekannte und ungeahnte Ursache war ein winziger Stel von der Gre eines Nagels.

Der Stel war in einen Kolben eingeschraubt, der seinerseits drei Schalter in Ttigkeit setzte. Ein Schalter regulierte die Fahrstuhlbremse, der zweite die Stromversorgung des Motors und der dritte einen Generator. Solange alle drei funktionierten, glitt der Fahrkorb weich und der Steuerung gehorchend an seinen Fhrungsschienen auf und ab. Fiel jedoch ein Schalter aus, und zwar der, welcher den Motor kontrollierte, dann wrde sich die Kabine selbstndig machen und, von ihrem Eigengewicht herabgezogen, in den Schacht strzen.

Seit mehreren Wochen lockerte sich der Stel. Mit uendlich kleinen Bewegungen, so da hundert vielleicht gerade die Dicke eines menschlichen Haares ausmachten, hatte sich der Kolben langsam, aber unerbittlich, am Stelgewinde hochgeschraubt. Die Wirkung war zweifach. Stel und Kolben hatten ihre totale Lnge vergrert, und der Motorschalter reagierte kaum noch.

So, wie ein letztes Sandkorn die Waagschale zum Sinken bringt, wrde die nchste Drehung des Kolbens den Motorschalter von einem Moment zum anderen vllig isolieren.

Der Defekt war schuld an den Launen des Fahrstuhls vier, die Cy Lewin und den anderen so viel rger bereitet hatten. Eine Wartungsmannschaft hatte dem Fehler nachgesprt, ihn jedoch nicht gefunden. Man konnte ihnen daraus kaum einen Vorwurf machen. Jeder Fahrstuhl hatte mehr als sechzig Relais, und im Hotel gab es insgesamt zwanzig Fahrsthle.

Es war auch niemandem aufgefallen, da zwei Sicherheitseinrichtungen in der Kabine schadhaft waren.

Um zehn Uhr zehn am Freitagmorgen hing Fahrstuhl Nummer vier - buchstblich und im bertragenen Sinn - nur noch an einem Faden.

3

Mr. Dempster aus Montreal traf um halb elf ein. Peter McDermott, von seiner Ankunft benachrichtigt, begab sich in die Halle, um den Gast im Namen des Hotels zu begren. Bisher hatten sich weder Warren Trent noch Albert Wells in den unteren Stockwerken gezeigt, noch hatte Mr. Wells von sich hren lassen.

Mr. Wells Bevollmchtigter war ein lebhafter, eindrucksvoller Mann, der wie der erfahrene Manager einer groen Bankfiliale aussah. Peters Hinweis auf das atemberaubende Tempo der Ereignisse beantwortete er mit der Bemerkung: »Bei Mr. Wells geht so was oft sehr schnell.« Ein Boy brachte den Neuankmmling zu einer Suite in der elften Etage.

Zwanzig Minuten spter kam Mr. Dempster in Peters Bro. Er sagte, er habe Mr. Wells aufgesucht und mit Mr. Trent telefonisch gesprochen. Die fr halb zwlf angesetzte Konferenz werde planmig stattfinden. In der Zwischenzeit htte er sich gern mit einigen Leuten unterhalten - dem Rechnungsprfer des Hotels beispielsweise -, und Mr. Trent habe ihm fr diesen Zweck das Direktionsbro zur Verfgung gestellt.

Mr. Dempster schien daran gewhnt zu sein, Autoritt auszuben.

Peter fhrte ihn in Warren Trents Bro und stellte ihm Christine vor. Fr Peter und Christine war das an diesem Morgen die zweite Begegnung. Er war sofort nach seiner Ankunft zu ihr gegangen, und obwohl sie sich in der dichtumlagerten Verwaltungssuite nur gerade die Hand drcken konnten, war das verstohlene Zusammensein s und erregend.

Zum erstenmal seit seinem Einzug lchelte der Mann aus Montreal. »O ja, Miss Francis. Mr. Wells erwhnte Sie. Tatschlich sprach er sehr herzlich von Ihnen.«

»Ich finde, Mr. Wells ist ein wundervoller Mann. Das fand ich auch schon vorher...« Sie verstummte.

»Ja?«

»Etwas, das gestern nacht passierte, macht mich ein bichen verlegen«, sagte Christine.

Mr. Dempster holte eine dicke Brille hervor, die er polierte und aufsetzte. »Falls Sie auf die Episode mit der Dinnerrechnung anspielen, Miss Francis, braucht Sie das nicht zu beunruhigen. Mr. Wells sagte mir wrtlich, es sei das Reizendste, Netteste gewesen, das ihm jemals begegnet ist. Natrlich merkte er sofort, was los war. Ihm entgeht sehr wenig.«

»Ja«, sagte Christine, »das ist mir allmhlich auch klargeworden.«

Es klopfte an die uere Brotr. Sie ffnete sich, und der Kreditmanager Sam Jakubiec erschien. »Verzeihen Sie«, sagte er, als er die Gruppe erblickte, und wandte sich zum Gehen. Peter rief ihn zurck.

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Ó Ìàðóñè ïî-ïðåæíåìó åñòü ìåòëà, ìóäðàÿ ïðàáàáóøêà, ïûëü è ðûæàÿ, êóäðÿâàÿ øåâåëþðà. Íî òåïåðü ó íåå...
Ìîé ìîëîäîé ñîæèòåëü òðåáóåò îò ìåíÿ íåâîçìîæíîãî â ñåêñå. È ÿ èç êîæè âîí ëåçó, ëèøü áû óäîâëåòâîðè...