Îòåëü / Hotel Õåéëè Àðòóð

»Vermutlich mssen vorher Probeaufnahmen gemacht werden.«

»Sicher.«

»Woher wissen wir dann, ob Curzon ihr die Rolle gibt?«

»Wollen Sie mich foppen? Unterschtzen Sie Ihren Einflu nicht, Mr. O'Keefe. Dodo hat die Rolle schon. Auerdem hab' ich Sandra Straugham angeheuert, damit sie mit ihr arbeitet. Kennen Sie Sandra?« »Ja.« O'Keefe war ber Sandra Straugham durchaus im Bild. Sie galt als eine der besten Schauspiellehrerinnen in Hollywood und besa auer anderen Vorzgen den bemerkenswerten Ruf, unbekannte Mdchen mit einflureichen Geldgebern zu akzeptieren und Kassenschlager aus ihnen zu machen.

»Ich freue mich wirklich fr Dodo«, sagte Lemnitzer. »Sie ist ein Mdchen, das ich immer gern gehabt habe. Der einzige Haken ist, wir mssen schnell zupacken.«

»Wie schnell?«

»Sie brauchen sie praktisch sofort, Mr. O'Keefe. Zum Glck hab' ich alles brige schon arrangiert.«

»Alles brige?«

»Jenny LaMarsh.« Hank Lemnitzers Stimme klang verblfft. »Oder hatten Sie's vergessen?«

»Nein«. O'Keefe hatte die witzige und schne Brnette aus Vassar, die ihn vor ein oder zwei Monaten so stark beeindruckt hatte, gewi nicht vergessen. Nur hatte er sie seit seinem gestrigen Gesprch mit Lemnitzer vorlufig aus seinem Gedchtnis verbannt.

»Es ist alles gedeichselt, Mr. O'Keefe. Jenny fliegt heute abend nach New York; morgen wird sie dort mit Ihnen zusammentreffen. Wir lassen Dodos Reservierung fr Neapel auf Jenny umschreiben, dann kann Dodo von New Orleans direkt hierher fliegen. Glatte Sache, eh?«

In der Tat so glatt, da O'Keefe keinen Fehler in dem Plan finden konnte. Er fragte sich, warum er gern einen gefunden htte.

»Sie sind ganz sicher, da Miss Lash die Rolle bekommt?«

»Mr. O'Keefe, ich schwre es beim Grab meiner Mutter.«

»Ihre Mutter lebt noch.«

»Dann eben meiner Gromutter.« Eine Pause trat ein, und dann sagte Lemnitzer, als sei ihm pltzlich eine Erleuchtung gekommen: »Falls es Ihnen unangenehm ist, mit Dodo darber zu sprechen, warum berlassen Sie's dann nicht mir? Sie gehen zwei Stunden weg. Ich rufe sie an, bringe alles ins reine. Auf diese Art ersparen Sie sich jedes Theater und den Abschied.«

»Danke, aber ich bin durchaus imstande, die Sache persnlich zu regeln.«

»Ganz wie Sie wollen, Mr. O'Keefe. Ich wollte nur helfen.«

»Miss Lash wird Ihnen ihre Ankunftszeit in Los Angeles telegrafieren. Sie holen sie vom Flugzeug ab?«

»Aber sicher. Ich bin mchtig froh, Dodo wiederzusehen. Also, Mr. O'Keefe, ich wnsche Ihnen eine schne Zeit in Neapel. Ich beneide Sie um Jenny.«

O'Keefe legte auf, ohne sich zu bedanken.

Dodo kehrte atemlos zurck, mit Paketen beladen und gefolgt von einem grinsenden Boy, der genauso bepackt war.

»Ich mu gleich wieder runter, Curtie. Unten ist noch mehr.«

»Du httest es dir schicken lassen knnen«, sagte O'Keefe mrrisch.

»Oh, so ist's aufregender! Wie Weihnachten!« Sie erzhlte dem Boy: »Wir fahren nach Neapel. Das liegt in Italien.«

O'Keefe gab dem Boy einen Dollar und wartete, bis er verschwunden war.

Sobald sie sich von ihrer Last befreit hatte, warf Dodo O'Keefe impulsiv beide Anne um den Hals. Sie kte ihn auf beide Wangen. »Hast du mich vermit? Herrje, Curtie, ich bin so glcklich!«

Er lste ihre Arme sanft von seinem Hals. »Setzen wir uns. Es gibt ein paar nderungen in unserem Plan. Auerdem habe ich gute Neuigkeiten.«

»Wir reisen frher ab?«

Der Hotelmagnat schttelte den Kopf. »Es betrifft dich mehr als mich. Tatsache ist, meine Liebe, du bekommst eine Rolle in einem Film. Ich habe mich lange darum bemht und bekam heute morgen Bescheid - alles ist schon vereinbart.«

Dodos unschuldige blaue Augen hingen an seinem Gesicht.

»Man hat mir versichert, da es eine sehr gute Rolle ist; darauf hatte ich vorher bestanden. Falls alles gut geht, und davon bin ich berzeugt, kann es fr dich der Beginn zu etwas ganz Groem sein.« Curtis O'Keefe verstummte, weil er sich bewut war, da seine Worte hohl klangen.

»Ich schtze, das bedeutet..., da ich weggehen mu.«

»So ist es, mein Liebes - leider.«

»Bald?«

»Morgen frh, frchte ich. Du fliegst direkt nach Los Angeles. Hank Lemnitzer holt dich dort ab.«

Dodo nickte langsam. Sie hob geistesabwesend die Hand und strich sich eine aschblonde Haarstrhne aus dem Gesicht. Es war eine schlichte Geste, erregte jedoch wie alle ihre Bewegungen die Sinne. Wider jeder Vernunft empfand O'Keefe beim Gedanken an Hank Lemnitzer Eifersucht. Lemnitzer, der bisher nahezu alle Liaisons seines Arbeitgebers eingefdelt hatte, htte nie gewagt, sich vorher bei einer erwhlten Favoritin schadlos zu halten. Aber danach... danach war das wieder etwas anderes. Resolut schob er den Gedanken beiseite.

»Du kannst mir glauben, mein Liebes, die Trennung von dir ist ein schwerer Schlag fr mich. Aber wir mssen an deine Zukunft denken.«

»Curtie, das ist okay.« Dodos Augen waren noch immer auf ihn gerichtet. Trotz ihres unschuldigen Ausdrucks hatte er das absurde Gefhl, da sie die Wahrheit durchschaut hatte. »Das ist okay. Mach dir meinetwegen keine Sorgen.«

»Ich hatte gehofft, da du dich ber die Filmrolle mehr freuen wrdest.«

»Aber das tu ich doch, Curtie! Herrje, ich bin doch schrecklich froh! Ich finde es einfach fabelhaft, da du dir immer so nette Dinge ausdenkst.«

Ihre Worte befeuerten seine Zuversicht. »Es ist wirklich eine phantastische Chance fr dich. Ich bin sicher, da du Erfolg hast, und natrlich werde ich deine Karriere aufmerksam verfolgen.« Er beschlo, seine Gedanken auf Jenny LaMarsh zu konzentrieren.

»Ich schtze...«, ihre Stimme stockte beinahe unmerklich, »ich schtze, du reist schon heute abend ab. Vor mir.«

In Sekundenschnelle seine Plne ndernd, erwiderte er: »Nein, ich mache die Reservierung rckgngig und fliege statt dessen morgen frh. Heute abend feiern wir.«

Als Dodo dankbar aufblickte, lutete das Telefon. Erleichtert ber die Ablenkung, stand er auf und griff nach dem Hrer.

»Mr. O'Keefe? fragte eine angenehme weibliche Stimme.

»Ja.«

»Hier ist Christine Francis - Mr. Warren Trents Privatsekretrin. Mr. Trent lt fragen, ob es Ihnen pat, wenn er Sie jetzt aufsucht.«

O'Keefe sah auf seine Uhr. Es war einige Minuten vor zwlf.

»Ja«, antwortete er. »Er kann kommen. Sagen Sie ihm, da ich ihn erwarte.«

Den Hrer auflegend, lchelte er Dodo zu. »Anscheinend haben wir beide Grund zum Feiern - meine Liebe -, du eine glnzende Zukunft und ich ein neues Hotel.«

8

Ungefhr eine Stunde frher sa Warren Trent vor sich hin brtend hinter den verschlossenen Tren seines Bros. Schon ein paarmal im Laufe des Vormittags hatte er die Hand nach dem Telefon ausgestreckt, um Curtis O'Keefe anzurufen und seine Kapitulation offiziell zu besiegeln. Fr sein Zgern gab es eigentlich keinen Grund mehr. Die Journeymen's Union war seine letzte Hoffnung gewesen. Die schroffe Absage des Gewerkschaftsvorsitzenden hatte Trents Widerstand gegen den alles verschlingenden Kolo O'Keefe zermalmt. Dennoch hatte er die Hand jedesmal wieder zurckgezogen. Er war wie ein Gefangener, dachte er, an dem zu einer bestimmten Stunde das Todesurteil vollstreckt wird, der aber die Wahl hat, vorher Selbstmord zu begehen. Er akzeptierte das Unvermeidliche. Er wrde auf seinen Besitz verzichten, weil ihm nichts anderes brigblieb. Dennoch klammerte er sich instinktiv an jede verstreichende Minute, bis die Gnadenfrist abgelaufen war und eine Entscheidung sich erbrigte.

Als er sich fast zur Kapitualiton durchgerungen hatte, war Peter McDermott dazwischengekommen. McDermott hatte ihn ber den Beschlu des Kongresses amerikanischer Zahnrzte informiert, die Tagung fortzusetzen, eine Tatsache, die Warren Trent nicht berraschte, da er sie einen Tag frher vorausgesagt hatte. Aber nun erschien ihm die ganze Affre entrckt und belanglos. Er war froh, als McDermott ging.

Hinterher gab er sich fr eine Weile Trumen von vergangenen Triumphen hin und der Befriedigung, die sie ihm gewhrt hatten. Frher einmal - und es war gar nicht so lange her - war sein Haus ein Treffpunkt der Groen und beinahe Groen gewesen - Prsidenten, gekrnte Hupter, Adel, strahlende Frauen, distinguierte Mnner, die Nabobs der Macht und des Reichtums, berhmt und berchtigt - aber einen Zug hatten alle gemeinsam: Sie verlangten Aufmerksamkeit, und sie wurde ihnen zuteil. Diese Elite zog andere nach sich, bis das St. Gregory zugleich ein Mekka und eine Goldgrube war.

Wenn Erinnerungen alles waren, was man noch besa - oder zu besitzen schien -, mute man sie auskosten. Warren Trent hoffte, da er in der einen Stunde oder so, die ihm noch blieb, nicht gestrt werden wrde.

Die Hoffnung erwies sich als trgerisch.

Christine Francis kam leise herein. »Mr. Emile Dumaire mchte Sie sprechen. Ich htte Sie nicht gestrt, aber er besteht darauf, da es dringend ist.«

Warren Trent grunzte. Die Aasgeier versammeln sich, dachte er. Aber bei nheren berlegungen war der Vergleich wohl nicht ganz fair. Die Industrie- und Handelsbank, deren Prsident Emile Dumaire war, hatte eine Menge Geld im St.-Gregory-Hotel investiert. Sie war es auch, die ihm vor Monaten eine Kreditverlngerung und eine neue grere Anleihe verweigert hatte. Nun, Dumaire und seine Geschftskollegen brauchten sich keine Sorgen mehr zu machen. Durch den nahe bevorstehenden Verkauf wrden sie ihr Geld zurckbekommen. Warren Trent meinte, da er ihnen diese Versicherung eigentlich geben msse.

Er griff nach dem Telefonhrer.

»Nein«, sagte Christine. >Mr. Dumaire ist hier. Er wartet drauen.«

berrascht lie Warren Trent die Hand sinken. Es war hchst ungewhnlich fr Emile Dumaire, die festen Mauern seiner Bank zu verlassen und jemandem seine persnliche Aufwartung zu machen.

Einen Moment spter fhrte Christine den Besucher herein und schlo die Tr hinter ihm.

Emile Dumaire, untersetzt, behbig, mit einem gelockerten Haarkranz, blickte auf eine ungebrochene Linie kreolischer Abstammung zurck. Dennoch war er der leibhaftige »Mr. Pickwick«. Auch seine pompse Geschftigkeit pate dazu.

»Ich mchte mich fr mein unangemeldetes Eindringen entschuldigen, Warren. Aber die Natur meines Geschfts lie mir keine Zeit fr Frmlichkeiten.«

Sie schttelten einander flchtig die Hand. Der Hotelbesitzer wies auf einen Stuhl.

»Was fr ein Geschft?«

»Wenn Sie nichts dagegen haben, mchte ich die Dinge in der richtigen Reihenfolge abwickeln. Als erstes gestatten Sie mir, Ihnen mein Bedauern darber auszusprechen, da wir auf Ihren Darlehensantrag nicht eingehen konnten. Leider waren die Summe und die Bedingungen unvereinbar mit unseren Mitteln und unserer Geschftspolitik.«

Warren Trent nickte unverbindlich. Er mochte den Bankier nicht besonders, obwohl er nie den Fehler gemacht hatte, ihn zu unterschtzen. Hinter der affektierten Wichtigtuerei, von der manche sich einlullen und tuschen lieen, verbarg sich ein fhiger durchdringender Verstand.

»Ich hoffe jedoch, da mein heutiger Besuch gewisse trbe Aspekte frherer Begegnungen wettmacht.«

»Das ist hchst unwahrscheinlich«, entgegnete Warren Trent.

»Wir werden sehen.« Aus einer dnnen Aktenmappe zog der Bankier mehrere Bltter linierten Papiers, die mit Bleistiftnotizen bedeckt waren. »Wenn ich recht unterrichtet bin, haben Sie ein Angebot der O'Keefe Corporation erhalten.«

»Das drfte mittlerweile ein ffentliches Geheimnis sein.«

Der Bankier lchelte. »ber die Bedingungen wollen Sie mich nicht informieren?«

»Warum sollte ich?«

»Weil ich hier bin, um Ihnen ein Gegenangebot zu machen«, sagte Emile Dumaire bedchtig.

»Wenn das der Fall ist, habe ich noch weniger Grund, frei heraus zu sprechen. Eins kann ich Ihnen ja sagen: Ich habe mit den O'Keefe-Leuten vereinbart, da sie heute mittag um zwlf meine endgltige Antwort bekommen.«

»Ganz recht. Das entspricht meinen Informationen und veranlate mich, Sie so pltzlich zu berfallen. brigens bitte ich Sie, zu verzeihen, da ich nicht frher gekommen bin. Ich mute mir erst die erforderlichen Informationen und Anweisungen beschaffen.«

Die Neuigkeit von einem Angebot so kurz vor Torschlu -zumal aus dieser Quelle - lie Warren Trent kalt. Er nahm an, da eine Gruppe lokaler Geldleute, deren Sprecher Dumaire war, sich zusammengetan hatte, um jetzt billig einzukaufen und spter mit Gewinn weiterzuverkaufen. Was immer fr Bedingungen sie bieten mochten, mit O'Keefes Bedingungen wrden sie sich kaum messen knnen. Auch Warren Trents eigene Lage wrde sich dadurch sicher nicht verbessern.

Der Bankier konsultierte seine Notizen. »Soviel ich wei, hat Ihnen die O' Keefe Corporation einen Kaufpreis von vier Millionen geboten. Davon entfallen zwei Millionen auf die Hypothek; eine Million wird bar ausgezahlt und eine Million in neuaufgelegten O'Keefe-Aktien. Auerdem geht das Gercht, da man Ihnen einen Besitzanspruch auf Lebensdauer fr Ihre Wohnung hier im Hotel zugesagt hat.«

Warren Trent wurde rot vor Zorn. Er schlug mit der Faust auf die Schreibtischplatte. »Gottverdammt noch mal, Emile! Spielen Sie nicht Katz und Maus mit mir!«

»Wenn ich diesen Anschein erweckt habe, tut mir das leid.«

»Um Himmels willen! Wenn Sie die Einzelheiten kennen, warum fragen Sie dann danach?«

»Offen gestanden erhoffte ich mir davon die Besttigung, die Sie mir eben gegeben haben. brigens ist das Angebot, das ich Ihnen machen kann, etwas besser.«

Warren Trent begriff, da er auf einen uralten simplen Trick hereingefallen war. Aber es emprte ihn, da Dumaire sich nicht entbldet hatte, gerade ihm damit zu kommen. Es war auch ersichtlich, da Curtis O'Keefe in seinen eigenen Reihen einen Verrter hatte, mglicherweise jemand in O'Keefes Hauptquartier, der in interne Geheimnisse eingeweiht war. In gewisser Beziehung lag eine poetische Gerechtigkeit darin, da Curtis O'Keefe, der sich bei seinen Geschften der Spionage bediente, nun selbst bespitzelt wurde.

»Inwiefernsind die Bedingungen besser? Und von wem geht das Angebot aus?«

»Um die zweite Frage zuerst zu beantworten - im Moment bin ich noch nicht befugt, darber zu sprechen.«

»Ich verhandle nur mit Leuten, die ich sehen kann, nicht mit Geistern«, schnaubte Warren Trent.

»Ich bin kein Geist«, sagte Dumaire. »Auerdem brgt die Bank dafr, da das Angebot bona fide ist und da der Interessent, den die Bank vertritt, ber tadellose Empfehlungen verfgt.«

Noch immer verrgert ber die Kriegslist, deren Opfer er vor einigen Minuten geworden war, sagte der Hotelbesitzer kurz: »Kommen wir zur Sache.«

»Ganz recht.« Der Bankier bltterte in seinen Aufzeichnungen. »Der Preis, den meine Auftraggeber zu zahlen bereit sind, ist im wesentlichen identisch mit dem der O'Keefe Corporation.«

»Kein Wunder, da Sie die Zahlen der O'Keefe-Leute kannten.«

»Ansonsten jedoch gibt es einige bedeutsame Unterschiede.«

Zum erstenmal seit Beginn der Unterredung versprte Warren Trent einen Anflug von Neugier auf das, was ihm der Bankier zu sagen hatte.

Warren Trent umklammerte die Armlehne seines Sessels. Er warf einen Blick auf die Wanduhr zu seiner Rechten. Es war Viertel vor zwlf.

»Erstens, meine Auftraggeber wnschen nicht, da Sie Ihre persnlichen und finanziellen Bindungen zum Hotel vllig lsen. Zweitens beabsichtigen sie - soweit es kommerziell ist -, die Unabhngigkeit und den derzeitigen Charakter des Hotels zu erhalten.«

»Sie bestehen jedoch auf dem Erwerb der Stammaktienmehrheit - unter den Umstnden eine durchaus berechtigte Forderung -, um sich eine wirksame Kontrolle zu sichern. Sie wren dann nur noch der grte Kleinaktionr. Auerdem mten Sie von Ihrem Posten als Prsident und Direktor zurcktreten. Drfte ich Sie um ein Glas Wasser bitten?«

Warren Trent go ein Glas aus der Thermosflasche auf seinem Schreibtisch ein. »Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich mich vielleicht als Pikkolo bettigen oder als Trsteher?«

»Kaum.« Emile Dumaire trank einen Schluck und betrachtete dann das Glas. »Ich habe es von jeher bemerkenswert gefunden, da unser schmutziger Mississippi uns so schmackhaftes Wasser liefert.«

»Machen Sie weiter!«

Der Bankier lchelte. »Meine Auftraggeber beabsichtigen, Sie sofort nach Ihrem Rcktritt zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats zu ernennen, und zwar zunchst fr zwei Jahre.«

»Als bloer Strohmann, nehme ich an!«

»Vielleicht. Aber ich finde, es gibt schlimmere Dinge. Oder ziehen Sie es vor der Strohmann eines Mr. Curtis O'Keefe zu sein?«

Der Hotelbesitzer schwieg.

»Auerdem soll ich Ihnen mitteilen, da meine Auftraggeber Ihnen, in bezug auf Ihre Unterbringung hier im Hotel, das gleiche Entgegenkommen beweisen wrden wie die O'Keefe Corporation. Was die bertragung der Aktien und die Neufinanzierung betrifft, so mchte ich auf diese beiden Fragen etwas ausfhrlicher eingehen.«

Whrend der Bankier weitersprach und immer wieder seine Notizen zu Rate zog, wurde Warren Trent von einem Gefhl der Ermattung und Unwirklichkeit erfat. Er erinnerte sich eines Vorfalls, der sich vor langer Zeit ereignet hatte. Einmal, als kleiner Junge, hatte er einen lndlichen Jahrmarkt besucht, in der geballten Hand ein paar Spargroschen, mit denen er Karussell fahren wollte. Er entschied sich schlielich fr den Cake walk, eine Form der Belustigung, die inzwischen vermutlich lngst in Vergessenheit geraten war. Soweit er sich erinnerte, handelte es sich um eine aus zahllosen Brettern zusammengesetzte Plattform, die einem windgepeitschten See glich - sie rollte ihre Opfer hinauf, hinunter, vor und zurck, so da man fr zehn Cent die Chance erkaufte, ebensooft hinzufallen, bevor man das andere Ende erreichte. Vorher hatte er es aufregend gefunden, aber schon auf der Hlfte des Weges hatte er sich nur noch gewnscht, mglichst bald wieder unten zu sein.

Die letzten Wochen hatten auch etwas von einem Cake walk gehabt. Anfangs war er zuversichtlich gewesen, dann hatte der Boden unter ihm pltzlich nachgegeben. Er fand Halt und fate Hoffnung, nur um pltzlich wieder ins Leere zu tappen. Die Journeymen's Union schien am Schlu noch einmal Standfestigkeit zu verbrgen, aber auch diese Sttze brach zusammen.

Nun hatte sich der Cake walk ganz berraschend beruhigt, und er wnschte sich nichts sehnlicher als auszusteigen.

Er wute, da er spter anders darber denken, da sein persnliches Interesse am Hotel wie immer zurckkehren wrde. Aber im Augenblick empfand er nur eine ungeheure Erleichterung darber, da die Last der Verantwortung auf andere Schultern berging. Und zugleich mit der Erleichterung meldete sich Neugier.

Wer von den fhrenden Geschftsleuten der Stadt stand hinter Emile Dumaire? Wer war bereit, das finanzielle Risiko auf sich zu nehmen und dem St. Gregory seinen traditionellen Status als unabhngiges Haus zu belassen? Suchte der Warenhausbo seinen ohnehin weit ausgedehnten Einflubereich zu vergrern? Warren Trent fiel ein, da er von jemandem gehrt hatte, Mark Preyscott wre in Rom. Das wrde die indirekte Annherungsmethode erklren. Nun, wer immer auch dahinter stecken mochte, er wrde es vermutlich bald genug erfahren.

Die Aktientransaktion, die der Bankier errterte, war fair. Im Vergleich zu O'Keefes Angebot war die Abfindung in bar niedriger, dafr behielt er jedoch einen Anspruch am Hotel. Curtis O'Keefes Bedingungen htten ihn gezwungen, sich vllig von den Angelegenheiten des St. Gregory loszureien.

Was die Ernennung zum Aufsichtsratsvorsitzenden betraf, so wrde er sich, auch wenn es sich nur um ein Ehrenamt ohne jede Machtbefugnis handeln mochte, doch wenigstens als privilegierter Zuschauer im Mittelpunkt der Ereignisse befinden. Auerdem durfte man das damit verbundene Prestige nicht gering einschtzen.

»Das also wre das Angebot«, schlo Emile Dumaire. »Fr seine Vertrauenswrdigkeit brgt, wie gesagt, die Bank. Im brigen knnte ich Ihnen schon heute nachmittag eine diesbezgliche notariell beglaubigte Erklrung bergeben.«

»Auch den Vertrag, falls ich einwillige?«

Der Bankier schrzte nachdenklich die Lippen. »Ich sehe keinen Grund, warum wir den Vertrag nicht so bald wie mglich anfertigen sollten, zumal ihm auch das Flligwerden der Hypothek eine gewisse Dringlichkeit verleiht. Ich wrde sagen, Vertragsunterzeichnung morgen um diese Zeit.« »Zweifellos wrde ich dann auch den Namen des Kufers erfahren.«

»Das wre fr die Transaktion unbedingt erforderlich«, rumte Emile Dumaire ein.«

»Wenn ich ihn morgen ohnehin erfahre, warum nicht gleich?«

Der Bankier schttelte den Kopf. »Ich mu mich an meine Instruktionen halten.«

Ganz kurz flackerte Warren Trents alte Gereiztheit wieder auf. Er war versucht, seine Zustimmung von der Bekanntgabe des Vertragspartners abhngig zu machen. Dann sagte ihm seine Vernunft: was verschlug's, solange die zugesicherten Bedingungen eingehalten wurden? Auerdem erforderte ein Disput einen Kraftaufwand, dem er sich nicht gewachsen fhlte.

Er seufzte und sagte einfach: »Ich akzeptiere.«

9

Unglubig, ingrimmig starrte Curtis O'Keefe Warren Trent an.

»Sie haben die Dreistigkeit, hierherzukommen und mir zu sagen, Sie htten an jemand anderen verkauft!«

Sie standen im Salon von O'Keefes Suite. Unmittelbar nach Emile Dumaires Weggang hatte Christine Francis eine Verabredung getroffen, derzufolge Warren Trent nun hier war. Dodo hielt sich mit bestrzter Miene dicht hinter O'Keefe.

»Nennen Sie es meinetwegen Dreistigkeit«, erwiderte Warren Trent. »In meinen Augen ist es eine Information, die ich Ihnen schuldig war. Es wird Sie vielleicht auch interessieren, da ich nicht ganz verkauft, sondern einen betrchtlichen Anteil am Hotel zurckbehalten habe.«

»Den werden Sie auch verlieren!« O'Keefes Gesicht lief vor Wut rot an. Schon seit vielen Jahren war ihm nichts mehr verweigert worden, das er kaufen wollte. Selbst jetzt konnte er in seiner Enttuschung und Verbitterung nicht glauben, da die Asage ernst gemeint war. »Bei Gott! Ich richte Sie zugrunde, das schwre ich!«

Dodo streckte die Hand aus und legte sie beschwichtigend auf O'Keefes Arm. »Curtie!«

Er ri sich los. »Halt die Klappe!« An seinen Schlfen pulste eine Vene. Seine Hnde waren geballt.

»Du bist erregt, Curtie, du solltest nicht...«

»Verdammt noch mal! Halt dich hier raus!«

Sie sah Warren Trent flehend an. Ihr Blick bewirkte, da er seinem eigenen Unmut, der sich gerade entladen wollte, Zgel anlegte.

»Tun Sie, was Ihnen beliebt«, sagte er zu O'Keefe. »Ich mchte Sie nur daran erinnern, da Sie kein gttliches Kaufrecht haben. Auerdem sind Sie aus eigenem Antrieb hergekommen und nicht auf Einladung von mir.«

»Diesen Tag werden Sie bereuen! Sie und die anderen, wer immer es sein mag. Ich werde bauen! Ich werde dies Hotel ruinieren! Alle meine knftigen Plne werden darauf abzielen, dies Haus kaputtzumachen und Sie mit ihm!«

»Falls wir beide so lange leben.« Warren Trent, der seine Selbstbeherrschung bisher bewahrt hatte, sprte, da er immer ruhiger wurde, je mehr O'Keefe die Haltung verlor. »Aber wir werden es wohl kaum noch erleben, denn das, was Sie vorhaben, braucht natrlich Zeit. Im brigen erweisen sich die neuen Leute vielleicht als gefhrliche Konkurrenz, so da am Ende Sie draufzahlen.« Es war nur eine Vermutung, aber er hoffte, da sie sich als wahr herausstellen wrde.

»Hinaus!« raste O'Keefe.

»Das Hotel gehrt noch immer mir. Solange Sie mein Gast sind, genieen Sie in Ihren eigenen Rumen gewisse Vorrechte. Ich rate Ihnen jedoch, sie nicht zu mibrauchen.« Mit einer leichten hflichen Verbeugung vor Dodo ging er hinaus.

»Curtie«, sagte Dodo.

O'Keefe schien sie nicht zu hren. Er atmete schwer.

»Curtie, ist dir nicht wohl?«

»Blde Frage! Mir geht's blendend!« Er strmte durch den Salon und wieder zurck.

»Es ist blo ein Hotel, Curtie. Du hast so viele andere.«

»Ich will aber gerade das haben!«

»Denk an den alten Mann - er hat blo das eine...«

»Natrlich! Du verteidigst ihn! Dumm und treulos! Wie die ganze Bande!« Seine Stimme klang schrill und hysterisch. Dodo hatte Angst. Sie hatte ihn noch nie so auer sich gesehen.

»Bitte, Curtie!«

»Ich bin von Idioten umgeben! Idioten! Du bist auch einer!

Deshalb schicke ich dich weg. Einen Ersatz fr dich habe ich schon.«

Er bereute die Worte, sowie sie heraus waren. Sie versetzten sogar ihm einen Schock und erstickten seine Wut gnzlich. Nach einem kurzen, betroffenen Schweigen murmelte er: »Entschuldige, ich htte das nicht sagen drfen.«

Dodos Augen waren feucht. Sie strich sich mit derselben Bewegung wie am Morgen das Haar zurck.

»Das wute ich, Curtie. Du httest es mir nicht zu sagen brauchen.«

Sie ging in die angrenzende Suite und machte die Tr hinter sich zu.

10

Ein unerwarteter Glckstreffer hatte Keycase Milne neuen Auftrieb gegeben.

Am Morgen hatte Keycase seine strategischen Einkufe ins Warenhaus Maison Blanche zurckgebracht. Die Rckzahlung ging prompt und glatt vonstatten. Dies befreite ihn nicht nur von einer hinderlichen Last, sondern vertrieb ihm auch die Zeit. Dennoch blieben ihm noch immer mehrere Stunden des Wartens, bis er den Schlssel, den er am Vortag in Auftrag gegeben hatte, bei dem Schlosser am Irish Channel abholen konnte.

Er war im Begriff, das Warenhaus zu verlassen, als er seine Chance ersphte.

An einem Ladentisch im Erdgescho lie eine gutgekleidete Kundin, als sie in ihrer Handtasche nach der Kreditkarte kramte, ein Schlsselbund fallen. Weder sie noch sonst jemand, auer Keycase, schien den Verlust zu bemerken. Keycase blieb in der Nhe und besah sich Krawatten, bis die Frau weiterging.

Er strich am Tisch entlang, und dann, als habe er die Schlssel eben erst erspht, stoppte er, um sie aufzuheben. Auf den ersten Blick stellte er fest, da an dem Ring auer Wagenschlsseln auch mehrere andere hingen, die ganz danach aussahen, als paten sie in Haustrschlsser. Aber seine erfahrenen Augen entdeckten noch etwas Bedeutsameres - einen Anhnger in Form eines winzigen Nummernschildes. Diese Anhnger wurden Autobesitzern von Kriegsversehrten zugeschickt; damit verbunden war ein Dienst fr die Rcksendung verlorengegangener Schlssel. Auf dem Anhnger stand eine Zulassungsnummer von Louisiana.

Den Schlsselbund deutlich sichtbar vor sich hertragend, lief Keycase hinter der Frau her, die dem Ausgang zustrebte. Jeder zufllige Beobachter mute daraus entnehmen, da Keycase nichts anderes im Sinn hatte, als der rechtmigen Eigentmerin die Schlssel zurckzugeben.

Aber im Gedrnge der Passanten auf der Canal Street lie er sie unauffllig in seiner Tasche verschwinden.

Die Frau war noch immer in Sicht. Keycase folgte ihr in vorsichtiger Entfernung. Nach zwei Blocks berquerte sie die Canal Street und betrat einen Kosmetiksalon. Von drauen sah Keycase, wie sie mit einer Empfangsdame sprach; letztere schlug in einem Terminkalender nach, woraufhin die Frau Platz nahm und sich zum Warten anschickte. Frohlockend eilte Keycase in die nchste Telefonzelle.

Mit Hilfe eines Ortsgesprchs stellte er fest, da er die Information, auf die er aus war, in Baton Rouge, der Hauptstadt des Staates, erhalten wrde. Keycase leistete sich ein Ferngesprch und verlangte die Kraftfahrzeugzulassungsstelle. Die Telefonistin, die sich dort meldete, wute auf Anhieb, mit welchem Nebenanschlu sie ihn verbinden mute.

Keycase holte den Schlsselbund hervor und las die Zulassungsnummer laut von dem winzigen Anhnger ab. Ein gelangweilter Angestellter informierte ihn, da der Wagen auf einen gewissen F. R. Drummond eingetragen war, mit einer Adresse im Lakeview-Distrikt von New Orleans.

In Louisiana wie auch in anderen Staaten von Nordamerika sind Name und Adresse eines Kraftfahrzeugbesitzers eine ffentliche Angelegenheit und meist schon durch einen Telefonanruf zu bekommen. Keycase hatte von dieser Mglichkeit bereits des fteren zu seinem Vorteil Gebrauch gemacht.

Bevor er die Telefonzelle verlie, whlte er noch rasch die Nummer von F. R. Drummond. Wie er gehofft hatte, meldete sich niemand.

Grte Eile war geboten. Keycase schtzte, da er eine Stunde Spielraum hatte. Er winkte einem Taxi, das ihn zu seinem geparkten Wagen befrderte. Von dort aus fuhr er mit Hilfe eines Stadtplans zum Lakeview-Distrikt und machte ohne Schwierigkeiten die angegebene Adresse ausfindig.

Aus einem halben Block Entfernung nahm er das Haus in Augenschein. Es war eine gepflegte zweistckige Villa mit einer Doppelgarage und einem groen Garten. Die Einfahrt war von einer Zypresse geschtzt und somit von den Nachbarhusern her nicht einzusehen.

Keycase parkte seinen Wagen khn unter dem Baum und schritt zur Haustr. Sie lie sich mit dem ersten Schlssel, den er ausprobierte, leicht ffnen.

Im Inneren war es still. Er rief laut: »Jemand zu Haus?« Fr den Fall, da sich jemand meldete, hatte er die Entschuldigung parat, da die Tr offengestanden und da er sich in der Adresse geirrt habe. Aber es kam keine Antwort.

Er sah sich rasch in den unteren Zimmern um und ging dann die Treppe hinauf. Oben waren vier Schlafzimmer. In einem Wandschrank fand er zwei Pelzmntel. Er nahm sie heraus und legte sie aufs Bett. In einem anderen Wandschrank entdeckte er mehrere Koffer. Er whlte den grten und stopfte die Mntel hinein. In der Schublade eines Toilettentisches kam eine Schmuckschatulle zutage. Er leerte den Inhalt in den Koffer, fgte eine Kamera, einen Feldstecher, ein tragbares Radio hinzu, schlo den Koffer und trug ihn hinunter. Unten stopfte er noch eine Silberschale und ein silbernes Tablett hinein. Ein Tonbandgert, das er erst im letzten Moment bemerkte, trug er in der einen Hand und den Koffer in der anderen, als er zum Wagen zurckkehrte.

Insgesamt hatte er sich knapp zehn Minuten in dem Haus aufgehalten. Er verstaute seine Beute im Kofferraumund fuhr los. Etwas ber eine Stunde spter hatte er sie in seiner Motelkabine am Chef Menteur Highway versteckt, seinen Wagen am alten Platz in der Innenstadt abgestellt und schlenderte in bester Laune zum St.-Gregory-Hotel zurck.

Auf dem Wege leistete er sich den Scherz, die Aufforderung auf dem Anhnger zu befolgen und die Schlssel in einen Briefkasten zu werfen. Der Schlsseldienst wrde zweifellos sein Versprechen halten und sie dem Eigentmer zusenden.

Die unerwartete Beute wrde ihm seiner Schtzung nach tausend Dollar netto einbringen.

In der Cafeteria des St. Gregory strkte er sich mit einem Kaffee und einem Sandwich und lief dann zu Fu zu dem Schlosser am Irish Channel. Der Nachschlssel zur Prsidentensuite war fertig, und obwohl man ihm einen Wucherpreis dafr abverlangte, zahlte er frhlichen Herzens.

Die Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel auf ihn hernieder. Das und der erfolgreiche morgendliche Raubzug waren ohne Frage gnstige Vorzeichen fr die Aufgabe, die vor ihm lag. Keycase entdeckte, da er nicht nur sein altes Selbstvertrauen wiedergefunden hatte, sondern auch von einem Gefhl der Unbesiegbarkeit beseelt war.

11

In der ganzen Stadt luteten die Glocken von New Orleans in lssigem Durcheinander die Mittagsstunde ein. Ihr polyphones Gelut drang durch das der Klimaanlage wegen verschlossene und versiegelte Fenster der Prsidentensuite in der neunten Etage. Der Herzog von Croydon, der sich schwankend einen Whisky-Soda eingo, den vierten seit dem Morgen, hrte die Glocken und sah unglubig auf seine Uhr. »Erst zwlf?« murmelte er kopfschttelnd. »... Lngste Tag..., den ich je erlebt habe.«

»Schlielich wird auch er zu Ende gehen.« Die Antwort der Herzogin, die auf einem Sofa sa und sich erfolglos auf W. H. Audens Gedichte zu konzentrieren versuchte, klang weniger streng als sonst. Das Warten seit der vergangenen Nacht, die Vorstellung, da Ogilvie und der Unfallwagen sich irgendwo auf der Strecke nach dem Norden befanden - aber wo? -, hatte auch sie zermrbt. Seit ihrer letzten Unterredung mit dem Hausdetektiv waren neunzehn Stunden verstrichen, und sie hatten seitdem nichts Neues gehrt.

»Herrgott noch mal! - konnte der Bursche nicht telefonieren?« Der Herzog begann wieder, wie schon den ganzen Vormittag ber, aufgeregt durch den Salon zu marschieren.

»Wir hatten doch abgemacht, da er nichts dergleichen tun sollte«, sagte die Herzogin milde. »Auf die Art ist es viel sicherer. Auerdem, wenn der Wagen tagsber versteckt ist, wird er selbst wohl auch in Deckung bleiben.«

Der Herzog von Croydon vertiefte sich in eine ausgebreitete Straenkarte, die er bereits auswendig kannte. Mit dem Finger zog er einen Kreis um das Gebiet von Macon, Mississippi. Er sagte mehr zu sich selbst: »Es ist noch so nahe, so infernalisch nahe. Und den ganzen heutigen Tag... nur warten... nichts als warten!« Sich aufrichtend, murmelte er: »Der Bursche knnte entdeckt werden.«

»Offenbar ist er bisher durchgeschlpft, oder wir htten auf die eine oder andere Art etwas gehrt.« Neben der Herzogin lag die Nachmittagsausgabe des »States-Item«; sie hatte sie sich von ihrem Sekretr in der Halle holen lassen. Sie hatten stndlich die Rundfunknachrichten gehrt. Das Radio war auch jetzt eingeschaltet, aber der Sprecher schilderte die Verheerungen, die ein sommerlicher Sturm in Massachusetts angerichtet hatte, und davor war eine Verlautbarung des Weien Hauses zur Vietnam-Frage verlesen worden. Zeitung und Rundfunk hatten die Fahrerfluchtaffre erwhnt, aber lediglich darauf hingewiesen, da die Ermittlungen andauerten, bisher jedoch keine neuen Ergebnisse gezeitigt htten.

»Gestern nacht konnte er nur einige Stunden fahren«, fgte die Herzogin hinzu, wie um sich selbst zu ermutigen. »Heute nacht ist es anders. Wenn er gleich nach Anbruch der Dunkelheit startet, mte er morgen in Sicherheit sein.«

»Sicherheit!« Der Herzog griff mrrisch nach seinem Drink. »Ist wohl das vernnftigste, nur daran zu denken. Nicht an das, was geschehen ist... die Frau... das Kind. Ich nehme an, du hast die Fotos gesehen.«

»All das haben wir schon besprochen. Es ist sinnlos, wieder davon anzufangen.«

Er schien sie nicht gehrt zu haben. »Beerdigung ist heute nachmittag... knnte wenigstens hingehen.«

»Du kannst nicht hingehen, das weit du ganz genau.«

Ein drckendes Schweigen breitete sich in dem eleganten Salon aus. Es wurde vom Luten des Telefons unterbrochen. Die Croydons starrten einander an; keiner von beiden machte Anstalten, an den Apparat zu gehen. Die Muskeln im Gesicht des Herzogs zuckten krampfartig.

Noch einmal lutete es und dann nicht mehr. Durch die dazwischenliegenden Tren vernahmen sie undeutlich die Stimme des Sekretrs, der an einem Nebenanschlu sprach.

Gleich darauf klopfte es, und der Sekretr kam verlegen herein. Er blickte zum Herzog hinber. »Es ist eine von den Lokalzeitungen, Euer Gnaden. Sie sagen, sie htten eine Blitzmeldung bekommen, die Sie betrifft.«

Mhsam fand die Herzogin ihre Haltung wieder. »Ich bernehme das Gesprch. Legen Sie drben auf.« Sie griff nach dem Telefonhrer. Nur ein guter Beobachter htte bemerkt, da ihre Hnde zitterten.

Sie wartete, bis ein Klicken anzeigte, da am Nebenanschlu aufgelegt worden war, und sagte dann: »Hier ist die Herzogin von Croydon.«

»Madame«, erwiderte eine forsche mnnliche Stimme, »hier ist die Lokalredaktion des >States-Item<. Wir bekamen von Associated Press eine Blitzmeldung, und soeben traf noch ein...« Die Stimme verstummte. »Verzeihen Sie...« Dann hrte sie ihren Gesprchspartner gereizt sagen: »Wo, zum Kuckuck, ist das... He, Andy, gib mir den Wisch da rber.«

Papier raschelte, und die Stimme lie sich wieder vernehmen: »Tut mir leid, Madame. Ich werde Ihnen die Meldung vorlesen.

>London (AP) - Wie aus hiesigen parlamentarischen Kreisen verlautet, drfte der Herzog von Croydon als nchster britischer Botschafter in Washington einziehen. Der Beschlu der Regierung wurde gnstig aufgenommen. Die offizielle Bekanntgabe wird demnchst erwartet.<

Es ist noch mehr, Madame, aber damit will ich Sie verschonen. Wir rufen an, um zu fragen, ob Ihr Gatte eine Erklrung dazu abgeben mchte, und dann wrden wir auch gern einen Fotografen ins Hotel schicken.«

Einen Moment lang schlo die Herzogin die Augen, sich ihrer Erleichterung berlassend, die sie wie ein schmerzstillendes Mittel einlullte.

»Sind Sie noch da, Madame?« fragte die Stimme am Telefon.

»Ja.« Sie ri sich rgerlich zusammen.

»Was die Erklrung anbelangt, wrden wir -«

Die Herzogin unterbrach ihn. »Mein Mann wird erst dann eine Erklrung abgeben, wenn die Ernennung offiziell besttigt worden ist.«

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