Îòåëü / Hotel Õåéëè Àðòóð

»Ich wollte mich blo erkundigen, ob das Gercht stimmt«, sagte Jakubiec. »Es geht durchs ganze Hotel wie ein Prriebrand, da der alte Herr, Mr. Wells...«

»Es ist kein Gercht«, antwortete Peter. »Es ist Tatsache.« Er stellte Mr. Dempster den Kreditmanager vor.

Jakubiec schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Mein Gott! -Und ich habe seinen Kredit berprft. Ich habe seinen Scheck angezweifelt. Ich habe sogar in Montreal angerufen!«

»Man hat mir von Ihrem Anruf erzhlt.« Mr. Dempster lchelte zum zweitenmal. »Bei der Bank haben sie sich kstlich darber amsiert. Aber sie haben strenge Anweisung, keine Informationen ber Mr. Wells zu erteilen. Es ist ihm so lieber.«

Jakubiec gab ein chzen von sich.

»Sie htten, glaube ich, mehr Grund zur Beunruhigung, wenn Sie Mr. Wells' Kredit nicht berprft htten«, versicherte ihm der Mann aus Montreal. »Er achtet Sie Ihrer Genauigkeit wegen. Er hat die Angewohnheit, Schecks auf alle mglichen Zettel zu schreiben, und das bringt die Leute aus der Fassung. Die Schecks sind natrlich alle gut. Sie wissen vermutlich inzwischen, da Mr. Wells einer der reichsten Mnner in Nordamerika ist.«

Der Kreditmanager konnte nur benommen den Kopf schtteln.

»Es ist vielleicht fr Sie alle einfacher«, bemerkte Mr. Dempster, »wenn ich ein paar erklrende Worte ber meinen Arbeitgeber sage.« Er blickte auf seine Uhr. »Mr. Dumaire, der Bankier, und einige Anwlte werden bald hier sein, aber ich glaube, dafr reicht die Zeit noch.«

Er wurde durch die Ankunft von Royall Edwards unterbrochen. Der Rechnungsprfer war mit einem Sto von Papieren und einer geschwollenen Aktentasche bewaffnet. Wieder schnurrte das Vorstellungsritual ab.

Beim Hndeschtteln sagte Mr. Dempster zum Rechnungsprfer: »Wir werden gleich ein kurzes Gesprch miteinander haben, und ich mchte, da Sie an unserer Konferenz um halb zwlf teilnehmen. brigens - Sie auch, Miss Francis. Mr. Trent bat darum, und ich wei, Mr. Wells wird darber entzckt sein.«

Zum erstenmal hatte Peter McDermott das bestrzende Gefhl, aus dem Geschehen ausgeschlosen zu sein.

»Ich wollte gerade einige Erklrungen ber Mr. Wells abgeben.« Mr. Dempster nahm seine Brille ab, hauchte die Glser an und polierte sie.

»Trotz seines betrchtlichen Reichtums ist Mr. Wells ein Mann mit einfachen Gewohnheiten geblieben. Das hat nichts mit Geiz zu tun. Tatschlich ist er uerst grozgig. Es ist nur so, da er fr sich selbst bescheidene Dinge vorzieht, was Kleidung, Reisen und Unterbringung betrifft.«

»Da wir gerade davon sprechen«, sagte Peter, »ich hatte die Absicht, Mr. Wells in einer Suite unterzubringen. Durch Mr. O'Keefes Abreise wird heute nachmittag eine von unseren besseren frei.«

»Tun Sie's nicht. Ich wei zufllig, da Mr. Wells sich in seinem jetzigen Zimmer sehr wohl fhlt, was man von dem vorigen allerdings nicht behaupten konnte.«

Peter schauderte es beim Gedanken an die Folterkammer, die Albert Wells vor seinem Umzug in die Nummer 1410 bewohnt hatte.

»Er hat nichts dagegen, wenn andere eine Suite bewohnen -wie ich beispielsweise«, erklrte Mr. Dempster. »Er selbst empfindet einfach kein Verlangen nach solchen Dingen. Langweile ich Sie?«

Seine Zuhrer verneinten einstimmig.

Royall Edwards schien belustigt. »Das klingt wie ein Mrchen von den Gebrdern Grimm.«

»Vielleicht. Aber glauben Sie ja nicht, da Mr. Wells in einer Mrchenwelt lebt. Das ist bei ihm ebensowenig der Fall wie bei mir.«

Ob die anderen es nun merkten oder nicht, hinter den verbindlichen Worten dieses Mannes war sthlerne Entschlossenheit zu spren, dachte Peter McDermott.

Mr. Dempster fuhr fort: »Ich kenne Mr. Wells seit vielen Jahren und habe die grte Hochachtung vor seinem Geschftsinstinkt und seiner Menschenkenntnis. Er besitzt einen angeborenen Scharfsinn, der auf der HarvardHandelshochschule nicht gelehrt wird.«

Edwards, der Harvard absolviert hatte, errtete. Peter fragte sich, ob der Seitenhieb ein Zufall war oder ob Albert Wells' Bevollmchtigter bereits einige Ausknfte ber die leitenden Angestellten eingeholt hatte. Traf das letztere zu, und Peter hielt das bei Mr. Dempster fr durchaus mglich, dann waren auch Peters Vorleben, seine Entlassung aus dem Waldorf und nachfolgende Verfemung bekannt. War das der Grund, warum man ihn von den Beratungen im engsten Kreis ausschlo?

»Vermutlich wird sich hier eine Menge ndern«, sagte Royall Edards.

»Das halte ich fr wahrscheinlich.« Wieder polierte Mr. Dempster seine Brillenglser; das schien ein Trick von ihm zu sein. »Die erste Vernderung ist meine Ernennung zum Prsidenten der Hotelgesellschaft, ein Amt, das ich in fast allen Gesellschaften von Mr. Wells innehabe. Er selbst legt auf Titel keinen Wert.«

»Dann werden wir Sie also oft sehen«, sagte Christine.

»Nein, Miss Francis. Ich werde nur ein Strohmann sein, mehr nicht. Der Vizeprsident hat die volle Handlungsvollmacht. Das entspricht Mr. Wells' Geschftspolitik und auch meiner.«

Die Dinge entwickelten sich wie erwartet, dachte Peter. Albert Wells hatte mit der Leitung des Hotels kaum etwas zu tun; daher bot die Bekanntschaft mit ihm keinen Vorteil. Peters Zukunft wrde von dem Vizeprsidenten abhngen, und er fragte sich, ob das jemand war, den er kannte. Wenn ja, konnte das fr ihn einen groen Unterschied machen.

Bis zu diesem Moment hatte Peter sich eingeredet, er wrde die Dinge nehmen, wie sie kamen, seinen Weggang mit eingeschlossen. Nun entdeckte er, da er sehr gern im St. Gregory bleiben wrde. Christine war natrlich der eine Grund. Der andere war, da die Arbeit im Hotel, unter Beibehaltung der Unabhngigkeit und unter einer neuen Leitung, aufregend zu werden versprach.

»Mr. Dempster«, sagte Peter, »falls es kein Geheimnis ist, wer wird eigentlich Vizeprsident?«

Der Mann aus Montreal machte ein verblfftes Gesicht. Er sah Peter seltsam an, dann klrte sich seine Miene. »Entschuldigen Sie, ich dachte, Sie wten das schon. Sie!«

4

Die ganze letzte Nacht hindurch, in all den Stunden, die sich endlos hinzogen, whrend die Hotelgste in seligem Schlummer lagen, hatte sich Booker T. Graham im Feuerschein des Verbrennungsofens abgeplagt. Darin lag an sich nichts Ungewhnliches. Booker war eine schlichte Seele, deren Tage und Nchte sich nicht voneinander unterschieden, und es hatte ihn nie gestrt, da es so war. Auch seine Wnsche waren bescheiden und beschrnkten sich auf Essen, Unterkunft und ein gewisses Ma an menschlicher Wrde, obwohl letzteres seinem Instinkt entsprang und nicht einem Bedrfnis, das er htte erklren knnen.

Ungewhnlich war nur die Langsamkeit, mit der seine Arbeit voranging. Normalerweise hatte er vor dem Ende der Schicht die Abflle des Vortages verbrannt, die Fundsachen aussortiert und danach noch eine halbe Stunde fr sich, in der er ruhig dasa und eine selbstgedrehte Zigarette rauchte, bevor er den Ofen zumachte. Aber heute morgen war zwar seine Dienstzeit beendet, nicht jedoch die Arbeit. Etwa ein Dutzend vollgepackter Mlltonnen waren noch nicht geleert.

Schuld daran war Bookers Bestreben, das Papier fr Mr. McDermott ausfindig zu machen. Er hatte sorgsam und grndlich gesucht und sich Zeit gelassen. Allerdings bisher ohne Erfolg.

Booker hatte die Tatsache bekmmert dem Nachtmanager mitgeteilt, der hereingekommen war, die finstere Umgebung befremdet betrachtet und ber den durchdringenden Gestank die Nase germpft hatte. Der Nachtmanager hatte so schnell wie mglich wieder Reiaus genommen, aber sein Kommen und seine Fragen bewiesen, da Mr. McDermott noch immer viel an dem Papier lag.

Bekmmert oder nicht, es war Zeit fr Booker, Schlu zu machen und nach Haus zu gehen. Das Hotel bezahlte nicht gern berstunden. Und im brigen war Booker angestellt worden, um sich mit den Abfllen zu befassen und nicht mit irgendwelchen Betriebsproblemen.

Er wute, falls man im Laufe des Tages die vollen Tonnen bemerkte, wrde jemand heruntergeschickt werden, um den Rest zu verbrennen. Andernfalls wrde Booker ihn aufarbeiten, wenn er spt in der Nacht seinen Dienst antrat. Der Haken war nur, da im ersten Fall das Papier unwiderbringlich verloren war und da es im zweiten Fall vielleicht zu spt entdeckt wurde, um noch von Nutzen zu sein.

Und dabei wnschte sich Booker nichts sehnlicher, als Mr. McDermott diesen Gefallen zu erweisen. Auch auf Befragen hin htte er den Grund dafr nicht nennen knnen, da er schwerfllig im Denken und Sprechen war. Aber in Gegenwart des jungen stellvertretenden Direktors kam sich Booker irgendwie mehr wie ein Mensch - wie ein Einzelwesen - vor.

Er beschlo weiterzuarbeiten.

Um sich rger zu ersparen, ging er zur Stechuhr und lochte seine Karte. Dann kehrte er zurck. Es war unwahrscheinlich, da seine Anwesenheit bemerkt wrde. Der Verbrennungsraum lockte keine Besucher an.

Er arbeitete noch dreieinhalb Stunden lang. Er arbeitete bedchtig und gewissenhaft, obwohl er wute, da das, was er suchte, sich vielleicht gar nicht unter den Abfllen befand oder mit dem ersten Schub verbrannt worden war.

Am frhen Vormittag war er sehr mde und bei der letzten Tonne angelangt. Er sah es beinahe sofort, als er den Mll auskippte - ein Ball Wachspapier, das man zum Verpacken von Sandwiches nahm. Als er es auseinanderzupfte, kam ein zerknitterter Briefbogen zum Vorschein, der dem Muster glich, das Mr. McDermott dagelassen hatte. Er hielt die beiden nebeneinander unter die Lampe, um sich zu vergewissern. Kein Zweifel, sie stimmten berein.

Das wiedererlangte Papier war fleckig und feucht. An einer Stelle war die Schrift verschmiert. Aber nur ein wenig. Alles brige war deutlich zu lesen.

Booker T. zog seinen schbigen, schmutzigen Mantel an. Ohne sich um den Rest der ausgeleerten Abflle zu kmmern, steuerte er auf die oberen Gefilde des Hotels zu.

5

In Warren Trents gerumigem Bro hatte Mr. Dempster sein privates Gesprch mit dem Rechnungsprfer beendet. Um sie herum lagen Bilanzaufstellungen und Kontoauszge, die Royall Edwards einsammelte, als die brigen Konferenzteilnehmer eintraten. Als erster kam Emile Dumaire, der pompse Bankier, mit leicht gertetem, aufgedunsenem Gesicht. Ihm folgte der fahle, spindeldrre Anwalt, der fast alle Rechtsgeschfte des St. Gregory erledigte, und ein jngerer ortsansssiger Anwalt, der Albert Wells vertrat.

Peter McDermott kam als nchster, in Begleitung von Warren Trent, der vor einigen Minuten aus der fnfzehnten Etage eingetroffen war. Paradoxerweise wirkte der Besitzer des St. Gregory, obwohl er seinen langen Kampf um Beibehaltung der Kontrolle ber das Hotel verloren hatte, so liebenswrdig und entspannt wie schon lange nicht mehr. Er trug eine Nelke im Knopfloch und begrte die Besucher herzlich, auch Mr. Dempster, den Peter vorstellte.

Fr Peter hatte der Vorgang etwas von einer Chimre. Er bewegte sich mechanisch und sprach, ohne zu wissen, was er sagte. Es war, als htte ein Roboter in seinem Inneren den Befehl bernommen bis zu dem Moment, in dem Peter sich von dem Schock, den cfer Mann aus Montreal ihm versetzt hatte, erholt haben wrde.

Vizeprsident. Ihn beeindruckte weniger der Titel als das, was er implizierte.

Das St. Gregory in eigener Verantwortung zu leiten, war wie die Erfllung einer Vision. Peter hatte die leidenschaftliche innere Gewiheit, da aus dem St. Gregory ein ausgezeichnetes Hotel werden konnte. Es konnte hochgeschtzt, leistungsfhig, profitabel sein. Curtis O'Keefe, dessen Meinung zhlte, dachte offensichtlich auch so.

Als er von dem Ankauf des Hotels durch Albert Wells und seinem Weiterbestehen als unabhngiges Haus gehrt hatte, hoffte Peter, da jemand anders mit der erforderlichen Einsicht und Schwungkraft fortschrittliche Manahmen ergreifen wrde. Nun bekam er selbst die Mglichkeit dazu. Die Aussicht war erregend - und ein wenig erschreckend.

Auch fr ihn persnlich war sie von Bedeutung. Die Befrderung, und was ihr folgte, wrde Peter McDermotts Status innerhalb der Hotelindustrie wiederherstellen. Falls er das St. Gregory zum Erfolg fhrte, wrde alles, was vorher war, vergessen und seine Weste wieder makellos wei sein. Hoteliers waren in ihrer Mehrzahl weder bsartig noch kurzsichtig. Am Ende kam es vor allem auf die Leistung an.

Peters Gedanken rasten. Noch immer leicht benommen, gesellte er sich zu den anderen, die sich nun an dem langen, in der Mitte des Raumes stehenden Konferentisch niederlieen.

Albert Wells trat als letzter ein. Er kam scheu, von Christine begleitet, durch die Tr, und alle im Raum Anwesenden erhoben sich von ihren Sthlen.

Sichtlich verlegen, winkte der kleine Mann ab. »Nein, nein! Bitte!«

Warren Trent ging lchelnd auf ihn zu. »Mr. Wells, ich heie Sie in meinem Haus willkommen.« Sie schttelten einander die Hand. »Wenn es Ihr Haus wird, ist es mein tiefgefhlter Wunsch, da diese alten Wnde Ihnen ebensoviel Glck und Befriedigung bringen mgen wie sie - zuweilen - mir gebracht haben.«

Aus den Worten sprach Ritterlichkeit und Charme. Bei jedem anderen, dachte Peter McDermott, htten sie vielleicht hohl und bertrieben geklungen. In Warren Trents Mund bekamen sie eine berzeugungskraft, die irgendwie rhrend wirkte.

Albert Wells blinzelte. Mit derselben Ritterlichkeit nahm Warren Trent seinen Arm und stellte ihm die brigen Anwesenden vor.

Christine schlo die Tr und begab sich zu den anderen.

»Ich glaube, Sie kennen meine Assistentin Miss Francis und Mr. McDermott.«

Der kleine Mann lchelte verschmitzt. »Wir hatten ein paarmal miteinander zu tun.« Er zwinkerte Peter zu. »Und dabei wird's nicht bleiben, schtz' ich.«

Emile Dumaire rusperte sich mahnend und erffnete die Verhandlungen.

ber die Kaufbedingungen habe man sich im wesentlichen schon geeinigt, meinte der Bankier. Zweck der Konferenz, bei der er auf Bitten von Mr. Trent und Mr. Dempster den Vorsitz bernommen habe, sei die Festlegung des weiteren Verlaufs einschlielich des bergabedatums. Mit Schwierigkeiten brauche man nicht zu rechnen. Die Hypothek auf dem Hotel, die mit dem heutigen Tag verfallen gewesen wre, habe die Industrie- und Handelsbank pro tempore bernommen, auf die Brgschaft von Mr. Dempster hin, dem Bevollmchtigten von Mr. Wells.

Peter fing einen ironischen Blick von Warren Trent auf, der seit Monaten vergeblich versucht hatte, eine Erneuerung der Hypothek durchzusetzen.

Der Bankier zog eine Aufstellung der zu erledigenden Punkte hervor und verteilte sie. Die Tagesordnung wurde unter Beteiligung Mr. Dempsters und der Anwlte kurz diskutiert. Dann ging man sie Punkt fr Punkt durch. Bei der folgenden Debatte blieben Warren Trent und Albert Wells nur Zuschauer; der erstere sann vor sich hin, der kleine Mann sa zusammengesunken in seinem Sessel, als wolle er sich darin verkriechen. Nicht ein einziges Mal verwies Mr. Dempster auf Albert Wells oder streifte ihn auch nur mit einem Blick. Offenbar respektierte der Mann aus Montreal den Wunsch seines Arbeitgebers, unbeachtet zu bleiben, und war daran gewhnt, selbst Entscheidungen zu treffen.

Peter McDermott und Royall Edwards beantworteten verwaltungstechnische und finanzielle Fragen, die sich whrend der Debatte ergaben. Zweimal verlie Christine den Raum und kehrte mit Dokumenten aus den Hotelakten zurck.

Trotz seiner Wichtigtuerei leitete der Bankier die Konferenz gut. In einer knappen halben Stunde herrschte ber die wichtigsten Punkte Klarheit. Die offizielle bergabe wurde auf den folgenden Dienstag festgesetzt. Die Entscheidung nebenschlicher Details berlie man den Anwlten.

Emile Dumaire warf einen schnellen Blick in die Runde. »Falls jemand noch etwas bemerken mchte...?«

»Ja, da wre noch eine Kleinigkeit.« Warren Trent beugte sich in seinem Sessel vor. Alle Augen wandten sich ihm zu. »Zwischen Gentlemen ist die Unterzeichnung eines Vertrages eine Formalitt, die lediglich dazu dient, eine bereits getroffene mndliche Vereinbarung zu bekrftigen.« Er sah Albert Wells an. »Ich vermute, Sie pflichten mir bei.«

»Gewi«, sagte Mr. Dempster.

»Dann bitte ich Sie, Ihre Ttigkeit sofort zu beginnen.«

»Danke.« Mr. Dempster nickte anerkennend. »Es gibt in der Tat einige Dinge, die wir sofort in die Wege leiten mchten. Unmittelbar nach der bergabe am Dienstag wird auf Wunsch von Mr. Wells der Aufsichtsrat zusammentreten und Ihre Wahl zum Vorsitzenden beschlieen, Mr. Trent.«

Warren Trent neigte liebenswrdig den Kopf. »Es wird mir eine Ehre sein, den Posten zu akzeptieren. Ich werde mich bemhen, ihn mit der angemessenen dekorativen Wrde auszufllen.«

Mr. Dempster gestattete sich ein leichtes Lcheln. »Ferner ist es Mr. Wells' Wunsch, da ich den Posten des Prsidenten bernehme.«

»Ein Wunsch, den ich verstehen kann.«

»Mit Peter McDermott als geschftsfhrendem Vizeprsidenten.«

Ein Chor von Glckwnschen tnte Peter von allen Seiten entgegen. Christine lchelte. Wie die anderen schttelte auch Warren Trent ihm die Hand.

Mr. Dempster wartete, bis wieder Ruhe herrschte. »Dann ist da noch ein anderer Punkt. Ich war gerade in New York, als der unselige Zwischenfall hier im Hotel von der Presse ausgeschlachtet wurde. Ich mchte die Versicherung haben, da sich das nicht wiederholt.«

Alles schwieg.

Der ltere Anwalt machte ein verwirrtes Gesicht. In gut vernehmbarem Flsterton erklrte ihm der jngere: »Es war wegen eines Farbigen, der aus dem Hotel gewiesen wurde.«

»Aha!« Der ltere Anwalt nickte verstndnisvoll.

»Lassen Sie mich eines ganz klarmachen.« Mr. Dempster nahm die Brille ab und fing an, sie sorgsam zu putzen. »Ich rate nicht zu einer grundlegenden nderung der Hotelpolitik. Meine Meinung als Geschftsmann ist, da lokale Anschauungen und Bruche respektiert werden mssen. Es geht mir nur darum, zu verhindern, da es in einer hnlichen Situation wieder zu einem Skandal kommt.«

Niemand sagte etwas.

Dann merkte Peter pltzlich, da sich die allgemeine Aufmerksamkeit ihm zugewandt hatte. Es berlief ihn kalt, denn ihm schwante, da er vor einer Entscheidung stand - vielleicht der wichtigsten in seinem neuen Amt. Seine Haltung wrde die Zukunft des Hotels und seine eigene Zukunft beeinflussen. Er wartete, bis er sich absolut klar darber war, was er sagen wollte.

»Das, was soeben gesagt wurde« - Peter wies mit einem Nicken auf den jngeren Anwalt -, »ist leider wahr. Ein Kongreteilnehmer mit einer besttigten Reservierung wurde vom Hotel abgewiesen. Er war Zahnarzt, offenbar auch ein bedeutender Gelehrter - und auerdem Neger. Bedauerlicherweise war ich es, der ihn fortschickte. Ich habe seitdem den festen Entschlu gefat, da so etwas nicht noch einmal vorkommt.«

Emile Dumaire sagte: »Als Vizeprsident drften Sie kaum jemals in die Lage kommen... «

»Das gilt auch fr die Angestellten. In einem Hotel, das ich leite, werde ich eine solche Handlungsweise nicht mehr gestatten.«

Der Bankier schrzte die Lippen. »Das ist ein ziemlich drastischer Standpunkt.«

Warren Trent knurrte gereizt: »Fangen Sie nicht wieder mit der alten Geschichte an, McDermott.«

»Meine Herren«, Mr. Dempster setzte seine Brille auf, »ich dchte, ich htte deutlich genug darauf hingewiesen, da es mir nicht um eine grundlegende nderung zu tun ist.«

»Aber mir, Mr. Dempster.« Falls eine Kraftprobe unvermeidlich war, dachte Peter, dann sollte es lieber gleich dazu kommen; dann wute er wenigstens, woran er war. Entweder er hatte alle Vollmachten, oder er hatte sie nicht.

Der Mann aus Montreal beugte sich vor. »Wie soll ich das verstehen?«

Eine innere Stimme warnte Peter davor, nicht zu leichtsinnig zu sein. Er beachtete sie nicht. »Die Sache ist ganz einfach. Die Voraussetzung fr meine Ttigkeit hier im Hotel wre eine vollstndige Aufhebung der Rassentrennung.«

»Ist es nicht etwas unbesonnen von Ihnen, uns Bedingungen zu stellen?«

Peter sagte ruhig: »Ihre Frage bedeutet vermutlich, da Sie

ber gewisse persnliche Angelegenheiten im Bilde sind...«

Mr. Dempster nickte. »Ja.«

Christine sah Peter gespannt an. Er fragte sich, was in ihrem Kopf vorgehen mochte.

»Unbesonnen oder nicht, ich halte es jedenfalls fr fair, Sie wissen zu lassen, wo ich stehe.«

Mr. Dempster polierte wieder einmal seine Brillenglser. Er wandte sich an die Allgemeinheit. »Ich glaube, wir alle respektieren eine feste berzeugung. Dennoch meine ich, handelt es sic hier um ein Problem, in dem wir zu einem Kompromi gelangen knnten. Falls es Mr. McDermott recht ist, verschieben wir eine Entscheidung darber auf spter. In ein oder zwei Monaten knnen wir es wieder aufgreifen.«

Falls es Mr. McDermott recht ist. Der Mann aus Montreal hatte ihm mit diplomatischem Geschick einen Ausweg geffnet.

Immer dasselbe uralte Schema: Zuerst pochte man auf seine berzeugung, um sein Gewissen zu beruhigen. Dann kam es zu leichten Konzessionen, zu einem vernnftigen Kompromi zwischen vernnftigen Menschen. Spter knnen wir das Problem wieder aufgreifen. Eine zivilisierte, einsichtige Antwort. War es nicht die gemigte, zahme Haltung, zu der die meisten Leute neigten? Die Zahnrzte beispielsweise. Ihr offizieller Brief, in dem sie die Handlungsweise des Hotels im Fall Dr. Nicholas beklagten, war heute eingetroffen.

Andererseits mute man auch bedenken, da dem Hotel eine schwere Zeit bevorstand. Der Augenblick war fr drastische Manahmen ungeeignet. Der Wechsel in der Hotelleitung wrde zwangslufig viele Probleme mit sich bringen. Vielleicht war es wirklich das klgste, die Entscheidung zu vertagen.

Aber man fand immer Grnde dafr, etwas nicht zu tun. Der Zeitpunkt war stets ungelegen. Irgend jemand hatte krzlich erst davon gesprochen. Wer?

Dr. Ingram. Der ungestme kleine Prsident des Zahnrztekongresses, der sein Amt niedergelegt hatte, weil ihm Prinzipien wichtiger waren als sein persnlicher Vorteil, und der das Hotel gestern abend in gerechtem Zorn verlassen hatte.

Ab und zu mute man das, was man sich wnscht, gegen das, was man glaubt, abwgen, hatte Dr. Ingram gesagt... Sie haben es nicht getan, McDermott, als Sie die Chance hatten. Sie sorgten sich zu sehr um das Hotel, um Ihren Job... Aber manchmal bekommt man noch eine zweite Chance. Falls Ihnen das passiert, ergreifen Sie sie.

»Mr. Dempster«, sagte Peter, »das Gesetz ber die Brgerrechte ist vllig klar. Ob wir es nun eine Zeitlang hinauszgern oder umgehen, das Resultat wird am Ende dasselbe sein.«

»Wie ich hre, sind die Brgerrechtsgesetze immer noch umstritten«, bemerkte der Mann aus Montreal.

Peter schttelte ungeduldig den Kopf. Seine Augen schweiften um den Tisch. »Ich glaube, ein gutes Hotel mu sich dem Wandel der Zeiten anpassen. Eines der brennendsten Probleme unserer Zeit sind die Menschenrechte, und es gibt wohl nicht viele, die sich dessen nicht bewut sind. Es ist besser, wir erkennen und akzeptieren diese Dinge, anstatt sie uns aufzwingen zu lassen, wie es unvermeidlich geschehen wird, wenn wir nicht von selbst die Initiative ergreifen. Ich sagte vorhin, da ich mich nie wieder - weder direkt noch indirekt -dazu hergeben werde, einen Dr. Nicholas wegzuschicken. Ich bin nicht bereit, meine Meinung zu ndern.«

Warren Trent schnaubte. »Sie werden nicht alle ein Dr. Nicholas sein.«

»Wir erhalten jetzt einen gewissen Standard aufrecht, Mr. Trent, und werden das auch knftig tun.«

»Ich warne Sie! Sie werden das Hotel ruinieren.«

»Es scheint mehr als ein Mittel zu geben, um das zu erreichen.«

Die Antwort brachte Warren Trent aus der Fassung. Er errtete.

Mr. Dempster betrachtete seine Hnde. »Bedauerlicherweise scheinen wir in eine Sackgasse geraten zu sein. Mr. McDermott, Ihre Haltung wird uns vielleicht dazu zwingen...« Zum erstenmal wirkte der Mann aus Montreal unsicher. Er blickte zu Albert Wells hinber.

Der kleine Mann schien unter all den Blicken in sich zusammenzuschrumpfen. Aber er sah Mr. Dempster fest an.

»Charlie«, sagte er, »ich schtze, wir sollten den jungen Burschen das machen lassen, was er fr richtig hlt.« Er wies mit dem Kopf auf Peter.

Ohne die Miene zu verziehen, verkndete Mr. Dempster: »Mr. McDermott, Ihre Bedingungen sind angenommen.«

Die Sitzung wurde aufgehoben. Im Gegensatz zu der frheren Eintracht herrschte nun eine gewisse Befangenheit. Warren Trent bersah Peter geflissentlich; er wirkte verstimmt. Der ltere Anwalt sah mibilligend drein, der jngere reserviert. Emile Dumaire unterhielt sich angeregt mit Mr. Dempster. Nur Albert Wells schien sich ber den Zwischenfall insgeheim zu amsieren.

Christine ging als erste hinaus. Gleich darauf kam sie zurck und winkte Peter zu sich. Durch die offene Tr ersphte er seine Sekretrin. Wie er Flora kannte, mute etwas Ungewhnliches sie hergefhrt haben. Er entschuldigte sich und ging hinaus.

An der Tr schob ihm Christine ein gefaltetes Briefchen in die Hand. Sie flsterte : »Lies es spter.« Er nickte und steckte es ein.

»Mr. McDermott«, sagte Flora, »ich htte Sie nicht gestrt, aber... «

»Ich wei. Was ist los?«

»In Ihrem Bro wartet ein Mann. Er sagt, er arbeitet am Verbrennungsofen und htte etwas Wichtiges fr Sie. Er will's mir nicht geben und auch nicht weggehen.«

Peter sah bestrzt aus. »Ich komme so schnell wie mglich.«

»Bitte, beeilen Sie sich.« Flora wirkte verlegen. »Ich sag's nicht gern, Mr. McDermott, aber..., also, er riecht nicht gut!«

6

Einige Minuten vor zwlf Uhr mittags kroch ein langer schlaksiger Wartungsmann namens Billyboi Noble in die flache Grube an der Schachtsohle von Fahrstuhl Nummer vier. Es handelte sich um eine Routineinspektion, wie er sie an diesem Morgen schon an den Fahrsthlen Nummer eins, zwei und drei vorgenommen hatte. Man hielt es nicht fr notwendig, dieser Prozedur wegen die Fahrsthle anzuhalten, und whrend Billyboi unten im Schacht herumhantierte, konnte er hoch ber sich die Kabine von Nummer vier auf- und niedersteigen sehen.

7

Kleine Ursachen, groe Wirkungen, dachte Peter.

Er war allein in seinem Bro. Booker T. Graham hatte sich, ber seinen kleinen Erfolg strahlend, vor einigen Minuten nach Haus begeben.

Kleine Ursachen.

Wenn Booker weniger pflichtbewut gewesen, wenn er zur festgesetzten Zeit heimgegangen wre, wie andere es an seiner Stelle getan htten, wenn er nicht so eifrig gesucht htte, dann wre das Blatt Papier, das nun auf Peters Schreibtisch lag, vernichtet worden.

Ihrer Unterredung hatte er entnommen, da seine Besuche im Verbrennungsraum Booker heute morgen zu seiner Grotat inspiriert hatten. Es stellte sich heraus, da der Mann sogar seine Stechkarte gelocht und weitergearbeitet hatte, ohne auf Bezahlung der berstunden zu rechnen. Als Peter Flora hereinrief und sie anwies, fr die Bezahlung der berstunden zu sorgen, war Peter der anbetende Ausdruck in Bookers Gesicht beinahe peinlich.

Was immer die Ursache sein mochte, hier lag das Ergebnis.

Die Mitteilung war zwei Tage frher datiert, von der Herzogin von Croydon auf dem Spezialbriefpapier der Prsidentensuite geschrieben, und ermchtigte die Garage, Ogilvie den Wagen, »wann immer er es fr angebracht hlt«, zu berlassen. Peter hatte die Handschrift bereits nachgeprft.

Er hatte Flora um die Unterlagen der Croydons gebeten. Der Ordner lag aufgeschlagen auf seinem Schreibtisch. Er enthielt die Korrespondenz wegen der Reservierung sowie einige Briefe von der Hand der Herzogin. Ein Graphologe wrde zweifellos mehr ins Detail gehen. Aber auch fr einen Laien war die bereinstimmung unverkennbar.

Die Herzogin hatte den Kriminalbeamten erklrt, da Ogilvie nicht berechtigt gewesen sei, den Wagen zu nehmen. Sie hatte Ogilvies Aussage, er habe den Jaguar im Auftrag der Croydons und gegen Bezahlung aus New Orleans geschafft, abgestritten. Sie hatte sogar angedeutet, da Ogilvie, und nicht die Croydons, zum Zeitpunkt des Unfalls mit dem Wagen unterwegs gewesen sei. Die Frage nach der Vollmacht hatte sie mit einem herausfordernden »Zeigen Sie sie mir!« beantwortet.

Nun konnte er sie ihr zeigen.

Peter McDermotts juristische Kenntnisse beschrnkten sich auf Rechtsfragen, die das Hotel betrafen. Immerhin war ihm klar, da dieses Papier fr die Herzogin uerst belastend war. Und er wute, da es seine Pflicht war, Captain Yolles umgehend ber den Fund zu informieren.

Die Hand schon auf dem Telefonhrer, zgerte er plzlich.

Er empfand keine Sympathie fr die Croydons. Aus dem gesammelten Beweismaterial ging deutlich genug hervor, da sie ein abscheuliches Verbrechen verbt und es danach feige bemntelt hatten. Vor seinem geistigen Auge sah Peter den alten St.-Louis-Friedhof, die Trauerprozession, den groen und den kleinen weien Sarg...

Die Croydons hatten sogar ihren Komplicen Ogilvie betrogen. So verachtenswert der fette Hausdetektiv auch war, seine Schuld wog geringer als ihre. Dennoch waren der Herzog und die Herzogin durchaus bereit gewesen, Ogilvie das Verbrechen und die Strafe zuzuschieben.

All das war nicht der Anla seines Zgerns. Der Grund war die traditionelle Hflichkeit des Wirtes dem Gast gegenber. Und was immer die Croydons auch sonst sein mochten, sie waren Gste des Hotels.

Er wrde die Polizei benachrichtigen. Aber vorher wrde er die Croydons anrufen. Peter hob den Hrer ab und verlangte die Prsidentensuite.

8

Curtis O'Keefe hatte persnlich ein sptes Frhstck fr sich selbst und Dodo bestellt, und es war vor einer Stunde in seine Suite gebracht worden. Aber die Mahlzeit war so gut wie unberhrt geblieben. Er und Dodo hatten sich gewohnheitsmig zum Essen hingesetzt, aber anscheinend brachte keiner von beiden den ntigen Appetit auf. Nach einer Weile hatte Dodo sich entschuldigt und war in die angrenzende Suite zurckgekehrt, um fertigzupacken. Sie mute in zwanzig Minuten zum Flughafen aufbrechen, Curtis O'Keefe eine Stunde spter.

Die Gezwungenheit zwischen ihnen bestand seit gestern nachmittag.

Curtis O'Keefe hatte seinen Wutausbruch sofort und ehrlich bereut. In seinen Augen hatte Warren Trent einen Treuebruch begangen, und sein Groll darber war keineswegs verraucht. Aber sein Ausfall gegen Dodo war unverzeihlich, und er wute das.

Schlimmer noch, er war nicht wiedergutzumachen. Trotz seiner Entschuldigungen lie sich die Wahrheit nicht verschleiern. Er schickte Dodo wirklich weg, und ihre Delta-Air-Lines-Maschine nach Los Angeles ging heute nachmittag ab. Er hatte wirklich schon einen Ersatz fr sie - Jenny LaMarsh, die in diesem Moment in New York auf ihn wartete.

Gestern abend hatte er Dodo in seiner Zerknirschung gro ausgefhrt. Zuerst hatten sie im Commander's Palace exquisit diniert und danach im Blauen Salon des Roosevelt-Hotels getanzt und sich unterhalten lassen. Aber der Abend war kein Erfolg gewesen, nicht etwa durch Dodos Verschulden, sondern weil er selbst nicht ber seine niedergeschlagene Stimmung hinwegkam.

Sie hatte ihr Bestes getan, um ihn aufzuheitern.

Obwohl ihr am Nachmittag sehr elend zumute war, hatte sie sich allem Anschein nach fest vorgenommen, ihren Kummer nicht zu zeigen und so reizend wie immer zu sein. »Herrje, Curtie«, hatte sie whrend des Dinners ausgerufen, »eine Menge Mdels wrden fr eine Filmrolle, wie ich sie gekriegt habe, mit Freuden ihre Playtex-Hftgrtel hergeben!« Und spter hatte sie ihre Hand auf seine gelegt und gesagt: »Du bist doch der Seste, Curtie. Und du wirst's immer bleiben.«

Ihre gutgemeinten Aufmunterungsversuche hatten jedoch seine Niedergeschlagenheit nur noch verstrkt, und schlielich hatte er sie damit angesteckt.

Curtis O'Keefe fhrte seine Mistimmung auf den Verlust des Hotels zurck, obwohl er solche Fehlschlge sonst schnell verschmerzte. Whrend seiner langen Karriere hatte er seinen Teil an geschftlichen Enttuschungen erlebt und sich dazu erzogen, sie rasch abzuschtteln und etwas Neues in Angriff zu nehmen, anstatt seine Zeit mit Lamentos zu vergeuden.

Aber diesmal hatte ihn nicht einmal eine ausgiebige Nachtruhe von seinen Depressionen befreit.

Das machte ihn sogar Gott gegenber gereizt. In seinem Morgengebet schwang ein Unterton scharfer Kritk mit... »Du hast es fr richtig gehalten, Dein St. Gregory fremden Hnden zu bergeben... Zweifellos hattest Du Deine unerforschlichen Grnde dafr, selbst wenn so erfahrene Sterbliche wie Dein Knecht die Notwendigkeit nicht einsehen..«

Er betete nicht so lange wie sonst und ertappte Dodo nachher beim Packen seiner Sachen. Als er protestierte, erwiderte sie: »Aber ich mach's doch gern, Curtie. Und wenn ich's diesmal nicht tte, wer wrde es sonst tun?«

Es widerstrebte ihm, ihr zu erklren, da keine ihrer Vorgngerinnen jemals seine Koffer ein- oder ausgepackt und da er einen Hotelangestellten damit betraut htte. In Zukunft wrde es vermutlich wieder so sein.

Zu diesem Zeitpunkt war er darauf verfallen, ein ausgiebiges Frhstck zu bestellen, aber die Idee hatte nicht gezndet, obwohl Dodo wiederum alles tat, um sich und ihn ber den Abschied hinwegzutrsten. »Herrje, Curtie, wir brauchen doch nicht traurig zu sein. Es ist ja nicht so, da wir uns niemals wiedersehen. Wir knnen uns doch in Los Angeles treffen, so oft wir wollen.«

Aber O'Keefe, der das nicht zum erstenmal mitmachte, wute, da es kein Wiedersehen geben wrde. Im brigen war es nicht die Trennung von Dodo, die ihm zu Herzen ging, sondern der Verlust des Hotels.

Die Minuten verstrichen. Dodo mute aufbrechen. Ihr groes Gepck war bereits von zwei Boys in die Halle befrdert worden. Nun erschien der Chefportier, um das Handgepck zu holen und Dodo zum Taxi zu geleiten.

Herbie Chandler, ber Curtis O'Keefes Bedeutung im Bilde und stets empfnglich fr ein hohes Trinkgeld, hatte den Auftrag persnlich bernommen. Er wartete an der Tr.

O'Keefe sah auf die Uhr und ging zur Verbindungstr hinber. »Du hast sehr wenig Zeit, meine Liebe.«

»Ich mu noch meine Fingerngel fertiglackieren, Curtie.«

Sich im stillen darber verwundernd, warum alle Frauen die Nagelpflege grundstzlich bis zum letzten Moment aufschoben, machte Curtis O'Keefe kehrt und berreichte Herbie Chandler einen Fnfdollarschein. »Teilen Sie sich das mit den beiden anderen.«

Chandlers Wieselgesicht hellte sich auf. »Vielen Dank, Sir.« Natrlich wrde er teilen, nur wrden die beiden andern je fnfzig Cents bekommen, whrend er vier Dollar fr sich behielt.

Dodo trat aus dem angrenzenden Zimmer.

Jetzt wre ein Tusch am Platz, dachte Curtis O'Keefe, das Schmettern von Trompeten und das aufwhlende Suseln von Streichern.

Sie hatte ein schlichtes gelbes Kleid an und den breitrandigen Hut auf, den sie auch am Dienstag bei der Ankunft getragen hatte. Das aschblonde Haar hing locker um ihre Schultern. Sie sah ihn mit ihren groen blauen Augen an.

»Leb wohl, liebster Curtie.« Sie legte ihm die Arme um den Hals und kte ihn. Unwillkrlich zog er sie an sich.

Es verlangte ihn pltzlich danach, das Gepck vom Chefportier wieder heraufholen zu lassen und Dodo zu bitten, bei ihm zu bleiben und ihn nie zu verlassen. Er tat den Gedanken als sentimentalen Unsinn ab. Auf jeden Fall gab es noch Jenny LaMarsh. Morgen um diese Zeit...

»Leb wohl, meine Liebe. Ich werde oft an dich denken und deine Karriere genau verfolgen.«

An der Tr wandte sie sich um und winkte. Er war sich nicht sicher, aber er hatte den Eindruck, da sie weinte. Herbie Chandler schlo die Tr von auen.

Chandler lutete nach einem Fahrstuhl. Whrend sie warteten, reparierte Dodo ihr Make-up mit einem Taschentuch.

Der Fahrstuhl schien heute morgen zu trdeln. Herbie Chandler drckte noch einmal mehrere Sekunden lang auf den Knopf. Er war noch immer nervs. Seit seiner gestrigen Unterhaltung mit McDermott sa er wie auf Kohlen. Andauernd fragte er sich, wann der Ruf an ihn ergehen wrde - oder vielleicht sogar eine Vorladung von Warren Trent persnlich -, der seiner lukrativen Ttigkeit im St. Gregory ein Ende bereiten wrde. Bisher hatte er nichts gehrt, und heute morgen war das Gercht umgegangen, da das Hotel an irgendeinen alten Knaben verkauft worden war.

Wrde sich eine Vernderung zu seinem Vorteil auswirken? Herbie Chandler sagte sich bekmmert, da das wohl kaum der Fall sein wrde, wenigstens dann nicht, wenn McDermott bliebe, und der wrde bestimmt bleiben. Die Kndigung des Chefportiers wrde sich hchstens um ein paar Tage vrzgern, das war alles. McDermott! Der verhate Name trieb ihm die Galle hoch. Wenn ich Schneid htte, dachte Herbie, wrde ich dem Bastard ein Messer zwischen die Rippen stoen.

Pltzlich kam ihm eine Idee. Es gab andere, weniger drastische, aber fast genauso unerfreuliche Methoden, um jemandem wie McDermott das Leben zu vergllen. Besonders in New Orleans. Natrlich kostete so etwas Geld, aber er hatte noch die fnfhundert Dollar, die McDermott so grospurig zurckgewiesen hatte. Es wrde ihm vielleicht bald leid tun, da er sie nicht genommen hatte. Er wrde das Geld mit Vergngen opfern, dachte Herbie, wenn er dafr die Gewiheit htte, da McDermott sich blutig und zerschunden in irgendeinem Rinnstein krmmte. Herbie hatte einmal jemanden gesehen, der gerade eine solche Abreibung hinter sich hatte. Es war kein hbscher Anblick gewesen. Der Chefportier fuhr sich mit der Zunge ber die Lippen. Je lnger er darber nachdachte, desto besser gefiel ihm sein Plan. Sobald er wieder in der Halle war, wrde er einen Anruf ttigen. Die Sache konnte rasch abgemacht werden. Vielleicht schon heute abend.

Endlich kam ein Fahrstuhl. Die Tren glitten auf.

Es waren bereits mehrere Leute drin, die Dodo hflich Platz machten. Herbie Chandler folgte ihr. Die Tren schlossen sich.

Es war Fahrstuhl Nummer vier und die Zeit elf Minuten nach zwlf Uhr.

9

Der Herzogin von Croydon kam es so vor, als warte sie auf das Explodieren einer unsichtbaren Bombe. Die Lunte brannte, aber ob sie znden wrde und wo und wann, wrde sich erst herausstellen, wenn es soweit war.

Sie brannte seit vierzehn Stunden.

Seit gestern nacht, nachdem die Kriminalbeamten gegangen waren, hatte sich nichts Neues ereignet. Qulende Fragen blieben unbeantwortet. Was tat die Polizei? Wo war Ogilvie? Wo der Jaguar? Gab es irgendein winziges Beweisstck, das die Herzogin trotz ihres Scharfsinns bersehen hatte? Selbst jetzt noch hielt sie das fr ausgeschlossen.

Eins war wichtig: Die Croydons durften sich von ihrer inneren Anspannung nichts anmerken lassen. Sie muten unbekmmert erscheinen. Deshalb hatten sie zu ihrer gewhnlichen Zeit gefrhstckt. Auf Drngen der Herzogin hatte der Herzog von Croydon mit London und Washington telefoniert. Ihre Abreise von New Orleans wurde auf den folgenden Tag festgesetzt und vorbereitet.

Am Vormittag fhrte die Herzogin, wie an den meisten anderen Tagen, die Bedlington-Terrier aus. Vor einer halben Stunde war sie in die Prsidentensuite zurckgekehrt.

Es war kurz vor zwlf. Noch immer hatten sie kein Sterbenswrtchen ber die Angelegenheit gehrt, auf die es ihnen am meisten ankam.

Gestern nacht schien die Position der Croydons, logisch betrachtet, unangreifbar zu sein. Heute morgen wirkte die Logik wenig berzeugend und unzulnglich.

»Man knnte fast meinen«, sagte der Herzog schchtern, »da sie versuchen, uns durch Schweigen kleinzukriegen.« Er stand im Salon am Fenster und blickte hinaus, wie er es in den letzten Tagen so oft getan hatte. Im Gegensatz zu anderen Gelegenheiten klang seine Stimme heute klar. Obwohl Alkohol zur Hand war, hatte er seit gestern keinen Tropfen getrunken.

»Sollte das der Fall sein«, erwiderte die Herzogin, »werden wir dafr sorgen, da...«

Sie wurde vom Luten des Telefons unterbrochen. Wie jeder Anruf an diesem Morgen zerrte das pltzliche Schrillen an ihren bis zum Zerreien gespannten Nerven.

Die Herzogin war dem Telefon am nchsten. Sie streckte die Hand aus und hielt mitten in der Bewegung inne. Eine Ahnung sagte ihr, da dieser Anruf sich von den brigen unterschied.

»Soll ich lieber rangehen?« fragte der Herzog mitfhlend.

Sie schttelte den Kopf, die kurze Schwcheanwandlung unterdrckend. Sie nahm den Hrer ab. »Ja?«

Eine Pause. »Am Apparat«, sagte sie, bedeckte das Mundstck mit der Hand und fgte an ihren Gatten gewandt hinzu: »Der Mann vom Hotel - McDermott -, der gestern nacht hier war.«

»Ja, ich erinnere mich«, sagte sie wieder ins Telefon. »Sie waren dabei, als jene lcherlichen Anschuldigungen... «

Die Herzogin verstummte und hrte zu. Ihr Gesicht erbleichte. Sie schlo die Augen und ffnete sie wieder.

»Ja«, sagte sie langsam. »Ja, ich verstehe.«

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Ó Ìàðóñè ïî-ïðåæíåìó åñòü ìåòëà, ìóäðàÿ ïðàáàáóøêà, ïûëü è ðûæàÿ, êóäðÿâàÿ øåâåëþðà. Íî òåïåðü ó íåå...
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